ENDSTATION

Jan Off

Als Szenerie des neuen Jan Off-Romans wurde ein ehemals sehr alternatives Viertel in Hamburg gewählt. Genau genommen eine stark nach links orientierte WG, die aus einer tatkräftigen jungen Frau, vier verliebten jungen Männern und einem Rüden namens Ulrike besteht.

Was mit vergleichsweise harmlosen Aktionen gegen die fortschreitende Gentrifizierung im Stadtteil beginnt, nimmt bald größere Formen an und läuft schließlich mit großen Schritten – wenn auch über einige Umwege – auf die einzig denkbare Lösung hinaus, und zwar auf die Vernichtung der Menschheit.

Als wäre solch ein Vorhaben nicht schon anspruchsvoll genug, wird die Truppe wiederkehrend vor neue große Herausforderungen gestellt: So hat es beispielsweise eine der berüchtigtsten und schlagkräftigsten Straßengangs der Stadt auf sie abgesehen, die Polizei überrascht mit neuen Interventionen und das antinationale Gedankengut beginnt das Lager zu spalten.

Wenn das letzte Ass im Ärmel durch einen verlotterten Nachbarn namens Glotzkorken-Bernie personifiziert wird, darf man spätestens beginnen, die aktuelle Lage als ein wenig prekär zu beurteilen ...

Jan Off beweist sich ein weiteres Mal als ein sehr subtiler Beobachter und eloquenter Autor, der es mit der Gelassenheit einer alten Dogge, dem Scharfsinn einer Agatha Christie und dem Sarkasmus eines Michel Houellebecq auf eine unterhaltsame Art und Weise schafft, kritikwürdige Phänomene in den eigenen, oder zumindest umliegenden Reihen literarisch unter Beschuss zu nehmen.

Man darf hoffen, dass dieses Buch wie ein Molli dort in der linken Szene einschlagen wird, wo man am wenigsten über sich selbst lachen kann.