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NIEMALS SATT

Jan „Monchi“ Gorkow

Das Erste, was einem beim Lesen dieses Buches auffällt: Monchi wurde jahrelang von ziemlich vielen Menschen wohl ziemlich falsch eingeschätzt. Von den einen sicherlich gewollt. Von den anderen unbewusst. Es braucht nur ein paar Seiten, bis auch der oder die letzte Lesende feststellt: Dieser Typ ist ganz und gar nicht der Prolet, der seinerzeit mit seiner Leibesfülle auf der Bühne öffentlich kokettierte. Der nur „Anti alles!“-Gebrülle draufhat. Der sich nie um irgendwas Gedanken macht –es sei denn, es geht um Musik oder eine konsequente Haltung gegenüber Rassismus und andere schlimme Auswüchse der Gesellschaft. Monchi ist vielmehr einer, der reflektiert und sensibel mit sich und seiner Umwelt umgeht und stetig alles und alle und nicht zuletzt sich selbst infrage stellt. Insofern ist die respektable Tatsache, dass er in den vergangenen zwei Jahren während der pandemiebedingten Auszeit bis zu 65 Kilogramm Gewicht verlor und kaum wiederzuerkennen ist im Vergleich zum früheren 182-Kilo-Monchi, letztlich nur ein Aufhänger für dieses Buch. Was es zu etwas wirklich Besonderem macht, sind indes die Offenheit und der Blick des Autors in sein eigenes Innere. Es geht nicht wie in vielen anderen Musikbiografien um eine Chronologie der Lebensereignisse, ums bloße Aufzählen von Namen und Daten. Es geht darum, wie ein Mensch durch ein ihn tief bestürzendes Ereignis – der Blick auf die Waage – dazu gebracht wird, sein ganzes Leben neu zu betrachten, einzuordnen, bewerten: Wie gehe ich mit Menschen um? Wie gehen die Menschen mit mir um? Und warum gehen Menschen manchmal so ätzend miteinander um? „Niemals satt“ ist nicht nur Autobiografie. Es ist auch ein wichtiges Stück Gesellschaftsbeobachtung.