Jeder, der sich ernsthaft mit der New Yorker Punk-Szene der späten Siebziger beschäftigt hat und dabei über BLONDIE und RAMONES hinausgekommen ist, wird irgendwann auf den geheimnisvollen Begriff No Wave gestoßen sein, der wunderbar unkonkret all jene Genres und Künstler subsumiert, die damals aus Punk, Jazz, Avantgarde, Blues und Experimentalszene kamen und mittels Musik, Film, Literatur und Co.
neue Kunst schufen, die nicht ohne weiteres einzuordnen war, zwischen den Stühlen klemmte. Einer jener Musiker war James Siegfried alias James White alias James Chance, der damals mit Lydia Lunch befreundet und Teil von deren Band TEENAGE JESUS AND THE JERKS war.
Zig Bands mit den ursprünglichen Namen JAMES CHANCE AND THE CONTORTIONS variierenden Bezeichnungen folgten, im Grunde war es immer Herr Chance mit verschiedenen Musikern, und der Stil blieb auch: Chance als Saxophonist und Sänger führt eine Band, die zwischen Funk, R&B, Rock’n’Roll und Jazz mäandert und dabei mal eingängig, mal ziemlich nervig sein kann.
Das trifft auch auf sein neuestes Werk zu, das er mit französischen Musikern – daher aus das „les“ statt „the“ im Namen – eingespielt hat. Wer Chance kennt, weiß, was ihn erwartet, wer neugierig geworden ist, sollte vielleicht bei den Seventies-Klassikern beginnen.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #105 Dezember 2012/Januar 2013 und Joachim Hiller