Im April dieses Jahres verstarb Regisseur Jess Franco im Alter von 82 Jahren und folgte damit im kurzen Abstand seiner Lebensgefährtin und häufigen Hauptdarstellerin Lina Romay. Der seit Ende der Fünfziger aktive spanische Vielfilmer wird von vielen Leuten kultisch verehrt, und bis in die Siebziger hinein gab es auch immer wieder sehenswerte Franco-Beiträge.
Spätestens in den Achtzigern konnte der Spanier aber dann nur noch schwerlich das Image des Urhebers von billiger Schmuddelware abschütteln. „Jack the Ripper“ ist vielleicht sogar einer seiner letzten wirklich ernstzunehmenden Werke – neben „Faceless“ aus dem Jahr 1988 –, einer von insgesamt 15 Filmen, die Franco zusammen mit dem Schweizer Erwin C.
Dietrich produzierte, um damit die Bahnhofskinos zu füllen. Hauptdarsteller Klaus Kinski gab dazu später in seiner Biografie „Ich brauche Liebe“ sehr bezeichnend zu Protokoll: „Ich drehe den Scheiß in acht Tagen herunter.
Den Rest der Zeit spiele ich Tennis ...“ Und tatsächlich ist Francos Aneignung des „Dirnenmörders von London“ ein in psychologisch wie dramaturgischer Hinsicht recht schwacher Film, dem auch Kinski keine wirkliche Tiefe verleihen kann und recht desinteressiert zu Werke geht – Synchronsprecher Andreas Mannkopff und Herbert Fux wirken da weitaus motivierter.
So unspannend und harmlos „Jack the Ripper“ auch sein mag – die langjährige Indizierung des Films ist höchst verwunderlich –, handelt es sich dennoch um einen von Francos formal stärksten Filmen, dessen vernebeltes Zürcher London immer atmosphärisch und authentisch wirkt.
Neben einer ungeschnittenen DVD-Neuauflage, erscheint der inzwischen nicht mehr indizierte „Jack the Ripper“ jetzt erstmals auch als Blu-ray, beide Formate versehen mit umfangreichen Bonusmaterial.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #111 Dezember 2013/Januar 2014 und Thomas Kerpen