IM TAL VON ELAH

Ähnlich wie STOP-LOSS beschäftigt sich Paul Haggis in IN THE VALLEY OF ELAH mit dem menschlichen Antlitz des Irak-Kriegs, der bei ihm nur noch in Form von verwackelten Handy-Bildern vorkommt, ein Puzzle, aus dem sich im Verlauf des Film das eigentliche Drama dieser Geschichte herauskristallisiert.

Diese Aufnahmen stammen vom Sohn von Hank Deerfield, einem Vietnam-Veteran und Soldaten im Ruhestand, der bereits einen Sohn beim Militär verloren hat, und jetzt erfahren muss, dass sein Sohn Mike verschwunden ist, der gerade erst aus dem Irak zurückgekehrt war.

Also macht er sich auf nach New Mexico, wo sein Sohn zuletzt stationiert war, stößt dort allerdings auf eine Mauer des Schweigens, denn die Kameraden und Vorgesetzten seines Sohnes wissen angeblich von Nichts und lassen ihn freundlich aber bestimmt abblitzen.

Erst als eine Polizistin, eine alleinerziehende Mutter, die permanent dem plumpen Sexismus ihrer Kollegen ausgesetzt ist, Deerfield bei der Aufklärung des mysteriösen Verschwindens seines Sohnes unter die Arme greift und dann auch noch eine bis zur Unkenntlichkeit verbrannte und verstümmelte Leiche auftaucht, kommt Bewegung in den Fall.

IN THE VALLEY OF ELAH beginnt in gewisser Weise als konventioneller "Whodunit"-Thriller, in dem es um die Aufklärung eines Verbrechens geht, wird aber im weiteren Verlauf zu einem intensiven "Morality play", bei dem die Grenze zwischen Tätern und Opfern immer stärker verschwimmt und sich letztendlich offenbart, inwieweit der Irak-Krieg unkontrollierbare traumatische Folgen für die beteiligten Soldaten hatte.

Eigentlich sollte Deerfield es ja besser wissen, aber offenbar war erst dieser zweite Verlust nötig, um sein Verhältnis zu Militär und Vaterlandsliebe kritisch zu hinterfragen, was Tommy Lee Jones auf seine gewohnt lakonische Art hervorragend verkörpert.

Aber auch Charlize Theron als Detective Emily Sanders zeigt hier mal wieder, dass sie eine tolle Darstellerin ist, auch wenn die Versuche, die attraktive Südafrikanerin zur grauen Maus umzumodeln, nicht wirklich erfolgreich sind.

Letztendlich trägt aber Tommy Lee Jones als innerlich gebrochener, desillusionierter Vater den Film nahezu alleine, der mit Leidensmiene mit dieser Familientragödie umgehen muss, stellvertretend für die Tragödie einer ganzen Nation.

Auch wenn Haggis nicht völlig auf gewisse Spannungsmomente verzichtet, ist IN THE VALLEY OF ELAH überwiegend ein sehr trauriger, unter die Haut gehender Film (based on a true story), der nationalistisch-militärisch geprägtes Gedankengut stark in Frage stellt, aber eher persönlich als politisch gefärbt ist und dessen Titel sich natürlich auf den ungleichen biblischen Kampf zwischen David und Goliath bezieht.

Nach CRASH ist Paul Haggis mit IN THE VALLEY OF ELAH ein weiterer exzellenter, kraftvoller Film gelungen, der sich eine Nachdenklichkeit und emotionale Intensität leistet, die gerade im amerikanischen Kino immer seltener wird und ein Mainstreampublikum natürlich vor den Kopf stößt.

Denn wer will schon einen Thriller sehen, der sich bis auf eine Actionszene diametral verschieden zu den sonstigen Gepflogenheiten des Genres verhält. In dieser Hinsicht ist er auch wesentlich gelungener und konsequenter als STOP-LOSS, denn seine Hoffnungslosigkeit beinhaltet keine irgendwie positiv geartete Zukunftsperspektive mehr.

Die deutsche DVD gibt es seit Mitte August, ohne spektakuläre Extras, aber der Film alleine ist schon sehenswert genug.