Als Michael Cimino vor zwei Jahren Jahren verstarb, hielten sich die Beileidsbekundungen in Grenzen. Denn was seine Karriere in Hollywood betraf, war Cimino bereits 1980 gestorben. Die hatte 1978 dank „Die durch die Hölle gehen“ eine Initialzündung erlebt, wurde dann aber durch das finanzielle Fiasko bei seinem nächsten Projekt „Heaven’s Gate“ nachhaltig beschädigt.
Danach drehte Cimino zwar noch vier weitere Filme, den letzten 1996, aber was von ihm in den letzten 20 Jahren vor allem in Erinnerung blieb, waren Bilder eines komischen Freaks, dem Schönheits-OPs einen bizarren femininen Look beschert hatten.
Der erste der nach „Heaven’s Gate“ entstandenen Filme war nach fünfjähriger Pause „Im Jahr des Drachen“, die Verfilmung des gleichnamigen Buches von Krimiautor Robert Daley, für die Cimino zusammen mit Oliver Stone das Drehbuch schrieb – zuerst aber nur äußerst widerwillig.
Zwar überzog Cimino diesmal nicht das Budget, „Im Jahr des Drachen“ wurde aber dennoch ein finanzieller Flop. Zudem warf man dem Film vor, rassistische Stereotypen zu befördern und ein völlig falsches Bild der asiatischen Community in Chinatown zu zeichnen.
Im Mittelpunkt steht hier ein rassistischer und sexistischer Polizei-Captain mit Vietnamtrauma (ein für diese Rolle eigentlich viel zu junger Mickey Rourke), der der chinesischen Mafia New Yorks in Gestalt des smarten Geschäftsmanns Joey Tai im Alleingang den Krieg erklärt und dafür Familie, Freunde und Kollegen opfert.
Die inszenatorischen Qualitäten des obsessiven Perfektionisten Cimino sind dabei unverkennbar, der hier einen explosiven, drastischen „Brennpunkt Brooklyn“ für die Achtziger schuf – Kriegsfilm, Western und Polizeifilm zugleich –, der jetzt das erste Mal auf Blu-ray erschien, in deutlich verbesserter Bildqualität, versehen mit einem Audiokommentar des Regisseurs.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #138 Juni/Juli 2018 und Thomas Kerpen