IM DRECK VERRECKT

Bevor der als Joseph Damiani 1923 in Paris geborene und 2004 verstorbene José Giovanni als Schriftsteller und Filmemacher in den 50er und 60er Jahren bekannt wurde, konnte er auf eine bewegte Lebensgeschichte als Krimineller zurückblicken, weswegen er nach Ende des Zweiten Weltkrieg sogar zum Tode verurteilt wurde, aber dann doch mit einer 12-jährigen Gefängnisstrafe davon kam. Als Damiani/Giovanni Ende 1956 schließlich als freier Mann das Gefängnis verließ, hatte er auf jeden Fall reichlich Stoff für seine Arbeit als Autor sammeln können. Bis in die 80er Jahre war er dann einigen Klassikern des französischen Gangster- und Kriminalfilm beteiligt, darunter Jean-Pierre Melvilles „Der zweite Atem“ (1966) oder Henri Verneuils „Der Clan der Sizilianer“ (1969). Aber auch als Regisseur gelangen Giovanni einige exzellente Filme wie „Der Kommissar und sein Lockvogel“ (1970) oder „Endstation Schafott“ (1973). Ebenfalls sehr gelungen ist seine zweite Regiearbeit „Im Dreck verreckt“ („La Rapace“, „der Raubvogel“) mit Lino Ventura, die hierzulande nur 1974 im Kino lief, danach einige Male im Fernsehen zu sehen war und jetzt das erste Mal auf DVD in ordentlicher Qualität veröffentlicht wurde. Ventura spielt darin den nicht sonderlich moralischen oder politisch interessierten Auftragskiller „Le Rital“, der 1938 in Mexiko den dortigen Präsidenten ermorden soll. Die Wartezeit bis zum Attentat verbringt „Le Rital“ zusammen mit dem jungen Präsidentennachfolger, was nicht ohne handfeste Konflikte zwischen dem idealistischen Revolutionär und dem zynischen Killer verläuft. Ähnlich wie seine Hauptfigur war auch Giovanni wenig an den politischen Aspekten der originellen Geschichte interessiert, stattdessen entwickelt sich hier eine spannende Mischung aus psychologischem Kammerspiel und ruppigem Actionfilm.