Auch auf dem dritten Album von NAP EYES weiß man immer noch nicht so recht, ob es sich um Dreistigkeit oder musikalische Unbedarftheit handelt, wie die Kanadier sich bei VELVET UNDERGROUND und ganz allgemein dem Songwriting von Lou Reed bedienen.
Und auch Frontmann Nigel Chapman bemüht sich redlich, gesanglich eine ordentliche Reed-Imitation abzugeben. Lohnt es sich dennoch, sich mit NAP EYES auseinanderzusetzen? Das hängt sicher davon ab, wie vorurteilsfrei man sich solchen unterschwelligen oder bewussten Huldigungen legendärer Bands und Musiker nähern kann.
Auf jeden Fall sind NAP EYES noch mal ein schöner Beleg dafür, wie extrem einflussreich VU für die Musik der letzten fünfzig Jahre waren und immer noch sind. Vielleicht ist das, was NAP EYES hier praktizieren, vergleichbar mit einem aktuellen Remake eines vor Jahrzehnten entstandenen Filmklassikers, das eigentlich kein Mensch braucht, aber einer jüngeren Generation von Musikkonsumenten solche Klassiker in einem zeitgemäßeren Gewand ohne musikhistorischen Ballast nahebringt.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #137 April/Mai 2018 und Thomas Kerpen