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ICH UND ER

Ein großer Fan des Schaffens von Doris Dörrie bin ich nun wirklich nicht. Nicht von der Hand zu weisen ist aber, dass Dörrie Deutschlands erfolgreichste Regisseurin ist, vor allem aufgrund ihres Films „Männer“ von 1985, der männliche Eitelkeiten gekonnt verspottete. Was die Verspottung männlicher Eitelkeiten betraf, ging dann drei Jahre später „Ich und Er“ in eine ähnliche Richtung, einer der erfolgreichsten Kinofilme des Jahres 1988, der aber die Kritiker weniger beeindruckte. Als Inspirationsquelle diente hier Alberto Moravias gleichnamiger Roman von 1971, der bereits 1973 unter seinem Originaltitel „Io e Lui“ verfilmt worden war. Darin wird der Protagonist, ein Drehbuchautor, Opfer seiner eigenen Triebhaftigkeit, denn sein aufmüpfiger sprechender Penis meldet sich aufgrund des asketischen Lebensstils seine Herren plötzlich zu Wort. Männern wird ja oft unterstellt, sie seien schwanzgesteuert, und so wird dieses Vorurteil auch zum Running Gag von Dörries sehr loser Adaption von Moravias Buch. Ein Jahr später drehte Roland Topor mit „Marquis de Sade“ eine deutlich anspruchsvollere surreale Politsatire über den berühmt-berüchtigten Marquis, der während eines Gefängnisaufenthalts philosophische Diskurse mit seinem besten Stück führt. Dörries Film ist dagegen eher ein psychologisch wenig tiefgründiger verfilmter Herrenwitz, der mir aber nach wie vor erstaunlich gut gefällt. Denn die Hauptfigur, der von Griffin Dunne („American Werewolf“, „Die Zeit nach Mitternacht“) gespielte Bert Uttanzi, Angestellter eines New Yorker Architekturbüros, schlittert dank seines rebellierenden Schwanzes von einer Peinlichkeit in die nächste. Insofern darf man das zugrundeliegende feministische Potential von Dörries Film, der jetzt das erste Mal auf DVD und Blu-ray erschien, trotz zahlreicher Plattheiten nicht unterschätzen.