Nachdem Jacques Tardi in „Elender Krieg“ und „Grabenkrieg“ den Ersten Weltkrieg verarbeitet hat, beschäftigt er sich 25 Jahre nach seiner ersten Auseinandersetzung mit diesem Thema wieder mit der zweiten großen Katastrophe des 20.
Jahrhunderts, dem Zweiten Weltkrieg. Als Comicfigur nimmt er den Dialog mit seinem inzwischen verstorbenen Vater auf. Sein Vater René Tardi, Jahrgang 1915, meldete sich 1935 freiwillig für den Militärdienst in der französischen Armee, um im Falle eines Krieges – dass dieser kommen würde, war schon absehbar – aktiv gegen Nazideutschland zu kämpfen.
1980 bittet Jacques den Vater, seine teilweise unaussprechlichen Erfahrungen aufzuschreiben. René füllt mehrere Schulhefte mit detaillierten Beschreibungen und versieht schwer nachvollziehbare Stellen mit zusätzlichen Skizzen.
Jacques’ Aufgabe bestand also nur noch darin, die grafische Umsetzung zu komplettieren. Nachfragen waren nicht mehr möglich, auf die dadurch entstehenden Lücken oder Widersprüche weist Tardi im Comic selbst an mehreren Stellen hin.
In klaren, schwarzweißen Bildern gibt er die Erinnerungen seines Vaters wider, nicht kommentarlos, sondern über seine eigene Comicfigur in einem stetigen Zwiegespräch mit dem Vater. Gewalt, Hunger, physische und psychische Kälte sind die zentralen Themen dieses Comics.
Wie traumatisch die Kriegserfahrung für die jungen Soldaten gewesen sein muss, wird deutlich, wenn im Vorwort René Tardis letzte Tage beschrieben werden: Noch mit über 80 Jahren, wenige Stunden vor seinem Tod sitzt er in seinen Fieberträumen im Panzer.
In Berlin läuft bis Anfang April 2014 eine Tardi-Ausstellung. Wer sich selbst ein Bild machen will, sollte die nicht verpassen.