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ICH BIN EIN BERLINER

A. Chaos Franck

Also sehr viele der ersten Seiten sind wirklich nervig mit ewigen Erläuterungen, etwa warum der „Pinguin Club“-Gastwirt und Ex-Bassist der RUCKI ZUCKI STIMMUNGSKAPELLE (u.a.) nicht nur dieses erste, sondern auch noch zwei Folgewerke über sein Leben verfassen wird. Und sauber gearbeitet ist es dann nicht überall, eine Band heißt z.B. richtig ÄTZTUSSIS und ein Laden hieß Punkhouse (nicht Punk House) und die VIBRATORS spielten nicht dort ihren ersten Berlin-Gig, sondern im Kant-Kino. Doch ab Seite 100 gewöhne ich mich an den Plauderton des Szene-Unikums (inkl. heimischem Dialekt mit „sonstewo“ und „vonnt Janze“), und mir ist, als ob Chaos mit einer „Pilsette“ in der Hand neben mir auf der Couch sitzt. Von daher wäre ein Hörbuch eventuell erfolgversprechender als das gedruckte Werk. Er trifft Lemmy, Nina Hagen und Joey Ramone, und geht sogar mit John Peel essen. Das liest sich Seite für Seite immer unterhaltsamer und sehr kurzweilig, auch weil mir einige Orte und Personen natürlich selbst bekannt sind. GIRLSCHOOL bekommt er von seiner ehemaligen Chefin, der stadtbekannten „Loft“-Veranstaltungsikone Monika Döring sogar persönlich gebucht, und der Abend endet mit einem nassen Kuss von Gitarristin Kim. Witziges, Ärgerliches und Skurriles erlebt er in vielen Jahren beim Aufbau, Catering oder mit dem Plakate kleben. Eine bekannte Band spielt da z.B. für nur 20 Minuten auf, aber die Cateringwünsche sind denn doch unglaublich – 72 Dosen Bier. Und nichts dazu ... Und sein Geständnis über die RAMONES macht ihn dann schnell zu einem Bruder im Geiste für mich: „Die Ramones zu hören ist wie nach Hause kommen – ich weiß, was mich erwartet, und ich fühle mich geborgen!“ Dufte gemacht, Chaos!