DOCTOR MIDNIGHT & THE MERCY CULT

I Declare: Treason

Machen wir uns nichts vor: Als TURBONEGRO im Juli 2010 dem Ausstieg ihres Frontmanns Hank folgend die Auslösung bekannt gaben, waren nur noch ein paar unbelehrbare „Turbojünger“ über diesen Schritt betrübt, der Rest der Menschheit hatte längst beschlossen: „This joke is not funny anymore.“ Vorangegangen, man erinnert sich, waren mehrfache Probleme mit Hank von Helvete, der in Sachen Drogengebrauch wohl als Einziger dem Rock-Klischee entsprach, das die Band so gerne strapazierte.

Am Schluss hatte scheinbar Hank keine Lust mehr auf die Band, machte sich zuvor mit homophoben Äußerungen unbeliebt, zeigte seltsame religiöse Anwandlungen, wollte sich mehr seinem Familienleben widmen und war auch Äußerungen über Scientology-Kontakte nie so richtig entgegen getreten – seinen Heroin-Entzug hatte er in einer Narconon-Einrichtung absolviert, und jene Organisation gehört zur, gelinde gesagt, diskussionswürdigen Scientology-Organisation.

Nun ist Hans Erik Dyvik Husby wieder im Geschäft, DOCTOR MIDNIGHT & THE MERCY CULT ist seine neue Band, mit ihm am Gesang, unter seinem altbekannten Alias Hank von Helvete. Anders Odden spielt Gitarre und tat das zuvor auch für SATYRICON und CELTIC FROST, Audun Stengel (APOPTYGMA BERZERK) ist an der anderen Gitarre zu hören, am Bass stößt man auf Tim Skold (MARILYN MANSON, KMFDM), und David Husvik (EXTOL) trommelt, wenn er nicht gerade betet, waren EXTOL doch bekannt für ihren penetranten Missionierungseifer.

Eine illustre Mannschaft also, die hier ein völlig redundantes Rock-Album eingespielt hat, das zu keinster Zeit auch nur einen Hauch von Begeisterung hervorrufen kann, das stilistisch ein bunter Metal- und Hardrock-Mischmasch ist, und Hank, der früher ja ein durchaus eigenwilliger, interessanter Sänger war, liefert nur austauschbares Mittelmaß ab.

Seine Texte hätte man gerne gelesen, allein, sie liegen nicht bei. „I Declare: Treason“ ist ein völlig unnötiges und vor allem unglaubwürdiges Album, von einer Truppe, die alles andere als „All Star“-Stärke zeigt.

Vielleicht gibt’s live aber ja eine von Hanks Arschraketen, das dürfte dann so ungefähr das Einzige sein, was bei dieser Band zündet.