„I Am Thor“ reiht sich nahtlos ein in die Dokumentationen über gescheiterte Rockmusiker („The Story of Anvil“, „Last Days Here“) und zeichnet das Leben des ehemaligen Bodybuilders Jon David Mikl nach.
Der war Mr. Canada und Mr. USA und ist heute besser bekannt unter dem Namen Jon Mikl Thor. Bereits in den frühen 1970ern tourte er mit seiner Band THOR durch Kanada und die USA, veröffentlichte seit 1973 mäßig erfolgreiche Alben und schmückte seine Shows immer mit Wärmflaschenaufblasen bis sie platzen und Stahl mit den Zähnen verbiegen aus.
Mitte der Achtziger war er auf dem Höhepunkt seiner Karriere, spielte in diversen B-Movies mit, aber der endgültige Durchbruch wollte einfach nicht gelingen, so dass Thor ab Ende 1987 für ein knappes Jahrzehnt von der Bildfläche verschwand.
Ein Angebot Jerry Onlys, bei den MISFITS einzusteigen, schlägt er aus, ruiniert seinen durch Bodybuilding gestählten Körper. Bis zu diesem Punkt lebt die Dokumentation von alten Fernsehaufnahmen und Interviews mit früheren Weggefährten.
Richtig rührend wird es aber mit dem Versuch eines Comebacks ab 1997. Jon Mikl Thor, körperlich nur noch ein Schatten seiner selbst, versucht um jeden Preis wieder nach oben zu kommen, nimmt Alben für Kleinstlabel auf, tourt mit wechselnden Begleitbands, die ihm ständig von der Fahne gehen, ist unter unwürdigsten Umständen in den USA und Kanada unterwegs, erfindet einen Manager, für den er sich am Telefon selbst ausgibt, und erleidet einen Schiffbruch nach dem anderen, ohne aber aufzugeben.
Erst 2009 erlebt er mit seiner Band eine erstaunliche Würdigung seines Schaffens, als er für drei große Festivals in Schweden und Finnland gebucht wird und ihm dort so gehuldigt wird, wie es sich für den Donnergott gehört.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #128 Oktober/November 2016 und Guntram Pintgen