Dresdener Deutschpunk fegt über mich hinweg! Das ist wie ein Schlagwirbel vom Schwergewichtsboxer Shannon Briggs, und erst im so genannten „Closer“ wagen sie sich an eine etwas hölzerne Akustikballade. Aber da war es auch höchste Zeit, mal das Tempo rauszunehmen. Nierensteine sind bekanntlich sehr schmerzhaft, und das Coverartwork dieser Scheibe ist es auch. Zunächst sah ich nur einen Mann, der mit seinem Sohn offensichtlich am Strand einen Drink genießt. Doch dann stockte mir der Atem – denn am Ufer liegt, ebenfalls gezeichnet, ein angeschwemmtes totes Kind, und sofort kommt diese schreckliche, fast schon getilgte Erinnerung hoch an das Foto des toten Flüchtlingskindes am Strand der griechischen Insel, das damals um die Welt ging. Darf Kunst alles? Vermutlich. Aber das ist hier nicht die Frage. „Graue Monster“ ist mein Lieblingssong auf der wirklich guten Scheibe, da er thematisch absolut in unsere Zeit passt. Die Platte kommt mit schönem A4-Texteinleger in feinster, abgedruckter Schreibschrift, und die hiesige Deutschpunk-Gemeinde wird ihre helle Freude an diesem rot-schwarzen Vinyl haben. Bandvergleiche? Nun, TELEKOMA fallen mir als Erstes ein. Aber plagiatsmäßig sind die Jungs eh nicht unterwegs. „Bank sei Dank“ ist textlich stark, während „Sommer, Sonne, Punkrock“ freudig das bunte, pure Leben auf Festivals Revue passieren lässt.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #159 Dezember 2021 /Januar 2022 2021 und Markus Franz