EXPLOITED

Horror Epics CD

1985 war ein seltsames Jahr: 1977 war zwar erst acht Jahre her, kam mir siebzehnjährigem Kidpunk aber wie ein anderes Jahrhundert vor. Viele Bands lernte ich in dieser Zeit erst kennen, THE CLASH, RAMONES, EXPLOITED, sie alle waren (wieder bzw.

noch) aktiv, brachten neue Platten raus, und weil man die alten Scheiben nicht besaß und mitreden wollte, kaufte man eben die jeweils Neue - und wunderte sich, was die ganzen Leuten um diese mittelmäßigen Bands denn so einen Wirbel machen.

"Cut The Crap" von THE CLASH etwa, ein Album, das man erst mit beinahe 20 Jahren Distanz ertragen kann, oder eben "Horror Epics" von THE EXPLOITED, das vierte Album der Band um Iro-Kaiser Wattie, der hier schon das einzig verbliebene Originalmitglied war.

Das also sollten die superaggressiven Polit-Punks sein? Hm, meine Enttäuschung war ziemlich groß, denn statt scharfer Gitarrenattacken gab's hier düstere, erkennbar vom Gothrock beeinflusste Songs mit viel Hall und komischer Produktion.

Rückblickend nun muss ich gestehen, dass "Horror Epics" im Vergleich zu den üblen Metalscheiben, die folgten, keine schlechte Scheibe ist, nur eben rein gar nichts, was man gemeinhin mit dem Namen EXPLOITED verbindet, inklusive durchaus schlauer, politischer Texte, die angesichts einer faschistischen Schlampe namens Maggie Thatcher als Premiernministerin angepisster nicht hätten sein können - "Maggie you cunt" lautet entsprechend der Refrain von "Maggie".

Seltsam auch das reduzierte Tempo der Songs, das tribalistisch anmutende Schlagzeugspiel - das alles hat oft mehr von CRASS als den frühen EXPLOITED. Will sagen: Auch das ist eine Platte, die man vielleicht erst mit der nötigen Distanz schätzen kann.

Kommt als Digipack mit Faltbooklet und allen Texten, aber leider leider ohne die sonst bei Captain Oi! so geschätzen Linernotes. (46:58) (07/10)