Soll ich mal polemisch sein? Das Rocka-/Psychobilly-Genre ist eines der konservativsten überhaupt und meist verdammt fantasielos. Seit TIGER ARMY, und das ist auch schon wieder Ewigkeiten her, gab es keine frischen Impulse mehr, stattdessen das immer gleiche Standbass-Geklapper mit dem Nervfaktor eines Motors mit defekten Ventilen.
Ab und zu kommt mal eine gute Platte, etwa von MAD SIN, aber mehr passiert nicht. Wie schön ist es, wenn einen da eine Band aus dem Phlegma erlöst mit einem rundum sehr gelungenen Album. Diese Band sind THE HORIBILLIES aus Budapest in Ungarn, die mit ihrem ersten (!) Album schon alles richtig machen: ein aggressiver Sänger, gute Background-Chöre, gehaltvolle Texte („Drinkin’ all night long“, „Attack of the space invaders“), interessante (Zusatz-)Instrumentierung wie ein nach Theremin klingender Synthie, der Groove der frühen STRAY CATS, die Rotzigkeit und der Drive des Punk, ohne den in den Vordergrund zu stellen.
Dazu kommt eine exzellente Produktion ohne nervig im Vordergrund stehendes Standbass-Geklapper (ein konventioneller E-Bass tut es nämlich auch), ordentlich Drive, Hall und Twang, und man merkt sehr schnell, dass der Albumtitel keine Warnung, sondern ein Versprechen ist.
Alles richtig gemacht – ausnahmsweise mal gute Nachrichten aus/für Ungarn, das derzeit von einer Regierung von rechten Irren geplagt wird. (Diese Band war auf der Ox-CD #103 zu hören)
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #103 August/September 2012 und Joachim Hiller