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DEADSTOOLPIGEON

Hit The Bastard Where It Hurts

Die Neunziger, prä-Internet. An Bands wie den Niederländern DEADSTOOLPIGEON, die damals von Michiel und Burt als Nachfolgeband von MANLIFTINGBANNER gegründet wurden, zusammen mit Pepijn und Thomas von NRA respektive HUMAN ALERT, merke ich immer, wie reduziert man damals auch als Fanzinemacher in seiner Wahrnehmung von Bands außerhalb des direkten Sichtfeldes war. Was man nicht vor sich liegen hatte, als LP oder CD, das existierte faktisch nicht, „mal eben online reinhören“, das ging nicht. Und so fanden DEADSTOOLPIGEON damals eben relativ außerhalb meiner Wahrnehmung auf einem Hardcore-Parallelgleis statt. Die späte Gelegenheit zum Lückenschluss ist nun diese famos aufgemachte Triple-LP-Zusammenstellung im opulenten Klappcover: in nur drei Jahren haute die Band drei Alben raus, „This World“ (1995, auf dem Coretex-Ableger Mad Mob erschienen), „Strike Anthem“ (1996) und „Statue“ (1997), beide auf Crucial Response aus Duisburg, das damals schon genauso tickte wie MANLIFTINGBANNER vorher und dann DEADSTOOLPIGEON: Straight Ede Hardcore musste explizit links und damit politisch sein. Entsprechend die hier abgedruckten Texte mit klarem Arbeiterklasse-Bezug, entsprechend das Artwork (coole Posterbeilage!), und die Musik nahm ich damals auch anders war: härter, metallischer gar, und rückblickend stelle ich fest, wie stark sich ein großer Teil der Hardcore-Szene, angestoßen aus den USA von Bands wie EARTH CRISIS, „metallisiert“ hat. Aus heutiger Sicht ist das schon sehr oldschooliger Hardcore mit ordentlich Punkrock-Kante ... und gut gealtert ist er zudem, gar nicht mal so weit von etwa SPERMBIRDS entfernt. Wobei die zu jener Zeit wiederum auf Crossover-Abwege geraten waren, wovon bei DEADSTOOLPIGEON zum Glück nie etwas zu hören war. Klasse Package, das allerdings unter dem Makel leidet, dass ein den Kontext mittels zeitgenössischer und aktueller Interviews und Linernotes nachzeichnendes Booklet fehlt. Dabei wären doch hier so viele Geschichten zu erzählen gewesen.