Der Vierer aus Halle an der Saale holt den Westen in den Osten, und zwar den, der hinter dem großen Teich liegt. Hat Halle eigentlich eine Partnerstadt irgendwo in Louisiana? Die Mischung aus Siebziger-Jahre-Sound, Swamp, Bluespunk, einer gelegentlichen Slidegitarre und Americana-Anleihen erinnerte mich an ein uneingelöstes Versprechen von Mattiel, die nach zwei großartigen LPs mit „Georgia Gothic“ eine falsche Abfahrt erwischt hat. Das hier ist deutlich souliger, relaxter und zurückgelehnter, hat aber dieselben Schwingungen, die auch von den DETROIT COBRAS versprüht wurden, nur absolut tiefenentspannt. Im Gegensatz zu den verblichenen Cobras gibt es hier ausschließlich Eigenkompositionen, deren Vorbilder man aber jederzeit einatmet. Das ist der Sound, den man im tiefen, tiefen Süden bei schlechter Klimatisierung und hochprozentigen Getränken mit vielen Eiswürfeln im Glas spielt. Der abwechselnde Gesang gibt HIGHWAY PATROL dabei zusätzliche Bandbreite. Ich bin nach dem ersten Hören entzückt, was selten passiert, habe aber auch sofort Assoziationen zu einem Tarantino-Wunschfilm, der sehr staubig ist und in dem extrem viele Schweißperlen auf sonnengegerbter Haut stehen. Eine Perle für wahre Genießer!
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #174 Juni/Juli 2024 und Kalle Stille