Wie nähert man sich dem angeblich neuesten Album seiner Lieblingsband, die einem soviel gegeben hat, einen magisch geprägt hat und der man bedingungslos gefolgt ist? Verklärt man die Erinnerung und sucht in diesem Album nach dem verlorenen Glauben? Betrachtet man das Album wohlwollend mit der Weisheit und Abgeklärtheit des Alters? Nichts von dem: Man schaut als Erstes auf das Cover und weiß: Das ist kein PTV-Cover, sondern eine Auftragsarbeit, die versucht sich früherer Symbolik zu bedienen und dabei wirkt wie eine schlechte Karikatur.
Keine guten Voraussetzungen für die Musik. Unwohlsein steigt in meinem Körper auf und ich habe eigentlich keine Lust die Play-Taste zu drücken. Erinnerungen schießen mir durch den Kopf. Schon wieder nur Erinnerungen!? Aktuelle Erinnerungen an ein bizarres Konzert in dieser Besetzung in Köln, das auch nicht gerade sehr überzeugend war, fast komplett aus alten Songs bestand und eher der lächerlichen Präsentation der Brüste und Goldzähne von dem Wesen diente, das früher den Namen Genesis P.-Orridge trug.
Vergessen wir mal den ganzen Berg an Mythen und Sagen, die sich um diese Band ranken. Vergessen wir auch diesen ganzen "Thee Majesty"-Kram. Versuchen wir uns der Musik hinzugeben. Erster Hördurchlauf: Ich tendiere dazu den Lautstärkeregler bis hinten hin aufzureißen und durch die Wohnung zu tanzen.
Wie früher! Zweiter Durchlauf im Rausch der Begeisterung. Plötzlich fallen mir zu jedem Song direkt mehrere alte PTV-Songs ein, die um Klassen besser sind und die gleichen Elemente 1:1 enthalten.
Ich höre auf zu tanzen und setze mich. Die CD wird auf stumm geschaltet und der Plattenspieler läuft an. Direkter Hörvergleich. Wirklich! Original nachgespielt! Ich werde so langsam richtig böse und trete fluchend vor das Plattenregal.
Was für eine Scheiße ... Nun ja, dieses Album lehnt sich wirklich mächtig böse an den Hyperdelic-Releases an und spielt "Allegory And Self" mehr schlecht als recht nach. Zerstörung. PTV haben sicher musikalisch belanglosere Alben herausgebracht, die dann aber bewusst und ich würde dieses Album damit eher im seichten Mittelfeld einsortieren.
Das ist kein Neuanfang, dieses Album ist eher der Beweis, dass die Zeit von PTV endgültig vorbei ist und GPO ein nostalgisch veranlagtes "ES" ist. (7)
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #72 Juni/Juli 2007 und Carsten Vollmer