Während der Pop-Punk-Markt zuletzt mit recht seichter und zweifelhaft produzierter Ware überschwemmt wurde, die in weiten Teilen von (Emo-)Rappern stammt, die in ein neues Genre rübermachen wollten, gibt es mit dem dritten Longplayer von HEART ATTACK MAN endlich wieder was Solides auf die Hand. Natürlich thronen über allem Melodien, die vor allem eingängig sein wollen, aber das Fundament, auf dem alles steht, heißt eindeutig Rock. Hinzu kommt, und das ist bei HEART ATTACK MAN ein überraschend auffälliges Element, dass die Texte nicht weiter entfernt sein könnten von Teenager-Dramen und Highschool-Partys. Die Sprache des US-Trios ist derbe und benutzt dermaßen inflationär gewalttätige Bilder und Begriffe, dass die Schmerzgrenze von pazifistischen Hörer:innen immer wieder erreicht wird. Waffen sind allgegenwärtig, in „Like a Kennedy“ möchte man einem Attentat zum Opfer fallen, in „C4“ mit Sprengstoff experimentieren und in „9 at your bedside“ soll jemand im Schlaf getötet werden. Aber natürlich ist diese Sprache nur ein gezieltes Mittel der Provokation und eine willkommene Abgrenzung. „The Devil’s working overtime and God’s on vacation“, heißt es an anderer Stelle mit großer Geste und unterlegt von Streichern und man denkt: Endlich wieder Punk im Pop-Punk!
© by Fuze - Ausgabe #100 Juni/Juli 2023 und Christian Biehl
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© by Ox-Fanzine - Ausgabe #168 Juni/Juli 2023 und Sebastian Wahle