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NOORVIK

Hamartia

Die Kölner Instrumental-Tüfteler haben mit ihrer dritten Platte etwas geschafft, woran schon ganz andere Namen gescheitert sind: die eigene, spannende Interpretation eines Genres, das so mancher womöglich bereits totgesagt hat. Wie das dem Vierer gelungen ist? In erster Linie mit Zurückhaltung und Cleverness. Denn: Während andere Vertreter des Post-Experimental-Sektors auf das Motto „Viel hilft viel“ setzen, nehmen die Rheinländer sich gern einmal zurück. Stricken, schachteln und weben mit Bedacht Rhythmen, Melodien und Motive zu einem griffigen Ganzen zusammen. Dicke Synthie-Teppiche, endlose Delays, tonnenweise Hall – all das ist auf „Hamartia“ nicht zu hören. Dafür eine Band, deren vier Mitglieder eine herausragendes Gespür dafür an den Tag legen, wann und was in der aktuellen Situation eben das richtige Mittel ist, um maximale Wirksamkeit zu erzeugen. Natürlich sind auch NOORVIK als Instrumental-Band dazu verdammt, in ihrer Musik ausgiebige Laut-Leise-Kontraste zu bemühen. Das allerdings gelingt hervorragend – weil die ruhigeren Passagen eben wirklich aufgeräumt und „soft“, die härteren aber eben auch wirklich wuchtig und „heavy“ klingen. Zurückhaltung und Cleverness, wie gesagt. Stellvertretend seien diesbezüglich das großartige „Ambrosia“ und der starke Opener „Tantalos“ genannt. Klar: Die Scheibe leistet sich zwar zwischendurch beim etwas biederen „Aeon“ auch mal eine Schwächephase, das allerdings ist beim überzeugenden Gesamteindruck durchaus zu verschmerzen. Inhaltlich beschäftigt sich „Hamartia“ derweil mit der Sage um einen griechischen Götter-Sohn, König Tantalos. Es geht um Überhebung, Größenwahn und Gier – sowie darum, dass solches Gebaren auch Konsequenzen nach sich zieht. Für NOORVIK wären diese derweil: mehr Aufmerksamkeit, mehr Shows, mehr Plays. Denn die Truppe hätte es zweifelsfrei verdient.