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GYO

Junji Ito

Hat das Horrorgenre in Japan einen anderen Stellenwert als in Deutschland? Die Tatsache, dass der Zahntechniker Junji Ito dank eines gewonnenen Wettbewerbs in einem Horror-Manga-Magazin für weibliche Teenager einen Fuß in die Tür der Manga-Industrie bekommen hat, weist zumindest in diese Richtung. Hat vielleicht mit der Mythologie des Shintoismus und der daraus erwachsenen Tradition des Geisterglaubens zu tun. Ein komplettes Heft nur mit Horror für Mädels? Kann ich mir hierzulande ehrlich gesagt nicht wirklich vorstellen. Würde vermutlich auch zu einem großen Aufschrei von diversen Hütern von Anstand und Moral führen. Immerhin, der Carlsen Verlag, einer der deutschsprachigen Manga-Pioniere, hat mittlerweile einige Ito-Bände (mit der Altersempfehlung ab 16 versehen) herausgebracht. Horrorinteressierten dürfte Ito bereits von „Uzumaki“ bekannt sein, dem sich doch recht langsam, aber stetig hochschaukelnden Horror, in dem die Spirale visuell wie inhaltlich zunehmend die Hauptrolle spielt. Nun folgt also „Gyo“ (auf Deutsch: Fisch), in Japan 2002 erschienen, in einer schwarzen Hardcover-Luxusausgabe inklusive geprägtem Einband und einer Bonus-Kurzgeschichte. Und „Gyo“ geht direkt in die Vollen. Zwar bildet wieder eine Liebesgeschichte den Rahmen, allerdings wird hier nicht groß herumgeeiert, Ekel und Abscheu stellen sich schon nach wenigen Seiten ein. Fische sind meiner Meinung nach ja grundsätzlich keine wirklich hübschen Tiere, aber Fische mit Beinen und herausquellenden gedärmähnlichen Schläuchen erhöhen den Ekelfaktor doch noch mal enorm. Später hebt er das mit aufgequollenen verwarzten Menschenkörpern auf das nächste Level. Inspiriert von H.P. Lovecraft, Kazuo Umezu und „Der weiße Hai“.