GUN - KALIBER 45

Im Fernsehbereich lassen sich doch immer noch echte Entdeckungen abseits des üblichen für die Masse attraktiven Serienmülls machen, allerdings sind das oft Shows, denen keine lange Laufzeit beschieden war.

Die von Robert Altman produzierte Serie GUN - KALIBER 45 (Kinowelt) von 1997 ist wohl so ein Fall und brachte es nur auf insgesamt sechs Episoden, eine davon wurde auch von Altman selbst inszeniert.

Das große Problem dabei war wohl, dass zwar bei allen Folgen eine verchromte Pistole Kaliber 45 mit Perlmuttgriff eine wichtige Rolle spielt, die Einfluss auf das Leben der jeweiligen Figuren hat, aber es sich ansonsten um voneinander unabhängige Geschichten handelt, die sich auch in ihrem grundsätzlichen Ton unterscheiden, der mal dramatischer, mal schwarzhumoriger ist.

Insofern funktioniert jede Episode sehr gut für sich, was natürlich schon mal eine schlechte Basis für eine langlebige, aufeinander aufbauende Serie ist. Ansonsten ist GUN - KALIBER 45 aber eine höchst sehenswerte Serie, die mit Darstellern wie Rosanna Arquette, Daryl Hannah, James Gandolfini, Randy Quaid, Jennifer Tilly, Sean Young, Bud Cort, Ted Demme, Kirsten Dunst, Carrie Fisher, Clint Howard, Edward James Olmos, Martin Sheen oder Fred Ward schon mal nicht übel besetzt ist, darunter übrigens auch ex-Afghan Whigs-Sänger Greg Dulli in einer Nebenrolle.

Letztendlich ist es natürlich Geschmacksache, was einem hier besser oder eben weniger gut gefällt, wobei die von James Foley inszenierte, eher humorige Episode „The Shot“ sicherlich zu den Highlights gehört.

Darin wird ein abgehalfterter Schauspieler zum Nationalhelden, als er einen Ladendiebstahl verhindert, allerdings beinhaltet diese Episode noch eine böse Überraschung, die fast schon „Tales From The Crypt“-Dimensionen erreicht.

Mein persönlicher Favorit ist allerdings Ted Demmes „The Hole“ mit der wundervollen Kirsten Dunst, die hier ein White-Trash-Mädel spielt, das zu gerne ihrer wenig erfreulichen Lebensrealität entkommen würde und glaubt, auf dem Grund eines Sees würde ein Schatz liegen, mit dem sie das bewerkstelligen könnte.

An dem ist allerdings auch ein Ex-Knacki interessiert, der wegen Mordes im Gefängnis saß, wahrscheinlich unschuldig, worüber dieser vermeintliche Schatz Aufschluss geben soll, was zu einem ziemlich niederschmetternden Finale führt.

Wer also anspruchsvolle, gut gemachte und intelligente Fernsehware mag, deren moralischer Zeigefinger bezüglich der Waffenthematik sich auf angenehm subtile Art äußert, ist mit GUN - KALIBER 45 gut beraten, die Kinowelt als 2-Disc-Edition veröffentlicht hat.

Mein einziger Kritikpunkt gilt dem vollkommen nervtötenden Titelthema, bei dem es sich um eine Coverversion von „Happiness is a warm gun“ von den Beatles handelt, die U2 verbrochen haben