Ein erstaunliches, ein herzerwärmendes und zugleich – auf das an tauglicher „Subkulturgeschichtsschreibung“ arme Österreich und Wien bezogen – überfälliges Buch. Der Autor, Andi Appel, begann als Fanzine-Schreiber und -Herausgeber in Sachen Metal und härtere Musik, verdiente dann sein Geld mit Musikpromotion. Die Lust am Schreiben und die Liebe zu Büchern hat Appel nie verlassen. 2015 veröffentlichte er im Eigenverlag „Keine Gnade“, die Geschichte der Wiener Hardrock-Band BLIND PETITION und deren „Mainman“ Hannes „Fusel“ Bartsch, mittlerweile verstorben, der eine (Nicht-)Karriere im Rock’n’Roll, Beruf und Familie unter einen Hut brachte. Einnehmend auch der Mensch im Zentrum von Appels neuem Buch, Günther Holtschik, Jahrgang 1954, ein ewiger Musikverrückter. 1966 sah Günther sein erstes Konzert, Reg Presley und die TROGGS. Dessen immer von Musik begleitete und geprägte Geschichte – die Band, die Günther nicht kennt oder gesehen hat, muss erfunden werden – erzählt Appel informiert aus Interviews/Gesprächen mit Holtschik selbst und dessen Lebensmenschen Doris entsprechend intensiv, lebendig und lebensnah. Eben das pralle, unverstellte Leben, Absturz mit und durch Drogen inklusive, ebenso wie die gesellschaftlichen Verwüstungen des Zweiten Weltkriegs als zeitgeschichtlicher Background, der überwunden werden musste, sichtbar werden. Günther und seine Zeitgenoss:innen erteilten den Generationen vor ihnen eine Absage, mit ihrem Aufbruch in ein bunteres und freieres Leben, das nicht ohne Friktionen und Niederlagen blieb. Dieses Buch erzählt seine, eine große Geschichte unprätentiös und fesselnd.