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Beats Misplaced

Gibt es eigentlich dümmere Klischees, als Bands basierend auf ihrer geografischen Herkunft zu kategorisieren? In einem Blind Date jedenfalls würde sicher niemand vermuten, dass die Formation mit dem eigenwilligen Doppel-Backslash/Slash-Namen aus den US-Südstaaten kommt, aus Birmingham, Alabama.

Kein Blues, kein Sumpf, kein Sleaze, nirgendwo. Stattdessen bei „Beats misplaced“ BEACH BOYS-Melodien. Und überall noisige Distortion-Gitarren, harscher Shoegaze-Lärm, so als ob man darauf aus sei, Labelmate einer der Dead Oceans- oder Sacred Bones-Bands zu werden.

Simpel wirken \\GT// mit ihrem monoton rumpelnden, anpsychedelisierten Garage-Punk, bisweilen mit Ähnlichkeit mit den frühen BLACK REBEL MOTORCYCLE CLUB, doch simpel heißt nicht schlicht.

Es ist die Reduktion auf das Wesentliche, die Sänger und Songwriter Scotty Lee und seine Band (Byron Sonnier, Mark Beasley) beherrschen, und daraus entsteht bisweilen (etwa bei „Lake Arthur sunrise“) ein beinahe schamanenhafter Groove.

Um nun auf meine (rhetorische) Eingangsfrage zurückzukommen: ganz als sinnfrei sollte man eine Verbindung zwischen Geografie und Musik nicht abtun, denn Lee schrieb die Songs auf der Veranda des Hauses seines Vaters liegend, irgendwo im „Busch“ außerhalb von Birmingham, als ihn ein Rückenleiden für Wochen niedergestreckt hatte.

Und ich schätze, so eine Erfahrung prägt – genauso wie der Winterregen in Manchester oder ein Sommer am Strand von Huntington Beach. Ein angenehm warmes, organisches Album, bei aller Harschheit, die es vordergründig prägt.