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Sweet Home Alabama?

Gibt es eigentlich dümmere Klischees, als Bands basierend auf ihrer geografischen Herkunft zu kategorisieren? In einem Blind Date jedenfalls würde sicher niemand vermuten, dass die Formation mit dem eigenwilligen Doppel-Backslash/Slash-Namen aus den US-Südstaaten kommt. Kein Blues, kein Sumpf, kein Sleaze, nirgendwo. Stattdessen BEACH BOYS-Melodien und überall noisige Distortion-Gitarren, harscher Shoegaze-Lärm. Ich wollte von Sänger und Songwriter Scotty Lee und seinen Mitstreitern Byron Sonnier und Mark Beasley wissen, wie das Musikerleben so ist in Birmingham, Alabama.

Kommt ihr ursprünglich aus Birmingham oder Umgebung?

Mark:
Nein. Ich komme ursprünglich aus Tennessee, aber ich habe in Illinois und New York gewohnt.

Scotty: Ich komme aus Leeds, das ist ungefähr dreißig Minuten von Birmingham entfernt. Ich war früher schon oft zu Besuch und wohne hier mittlerweile seit 13 Jahren.

Byron: Ich stamme eigentlich aus South Louisiana und war in der Punk-Szene in Baton Rouge, bevor ich nach Birmingham, Alabama zog.

Wie ist es, da zu leben?

Mark:
Birmingham ist super. Es ist eine etwas kleinere Stadt. Du kennst eine Menge Leute, weil jeder irgendwie jeden zu kennen scheint. Man hat viele Möglichkeiten rauszugehen und mit Freunden abzuhängen.

Scotty: Es gibt eine Menge tolle Leute mit großem künstlerischen Talent. Man findet hier viel Inspiration.

Byron: Als ich herzog, war anfangs nicht viel los, was auch irgendwie ein Grund war, wieso es mir so gefiel. Das war das, was ich zu der Zeit brauchte. Mittlerweile kommt die ganze Musikszene zusammen und es ist ein schöner Ort zum Leben.

Wieso nicht eine der großen Musikstädte wie New York, Los Angeles oder San Francisco?

Mark:
Wir haben die Band hier gegründet. Ich persönlich sehe keinen großen Vorteil darin, in einer von den großen Städten zu leben. Es ist viel teurer. Es hat etwas Einzigartiges, aus einer kleineren Stadt zu kommen. Die gängigen Vorteile wie mehr Publicity und größere Chancen überwiegen nicht die Möglichkeiten, die wir hier mit anderen Bands und unserem Label Communicating Vessels haben.

Scotty: Ich fände es toll, in einer dieser Städte zu wohnen. Aber das sind Zukunftspläne für Zeiten, in denen es mehr Sinn ergibt. Es wäre sicher spannend zu sehen, wie es ist, in einer so großen Stadt zu leben. Ich müsste nur Geld in der Tasche haben. Es gibt schließlich keinen Grund, sich woanders abrackern zu müssen. Außerdem hat diese Stadt einen ganz speziellen Charme. Ich will niemals nicht mehr dazugehören. Die genannten Städte haben alle etwas, das für sie spricht. Aber einen Einwohner mehr brauchen sie auch nicht. Für mich ist Musik viel inspirierender an dem Ort, aus dem ich komme – sie ist in meinem Blut und da besteht eine Verbindung, die verloren gehen würde in solch einem Ozean von Millionen von Menschen.

Byron: Großer Fisch, kleiner Teich ... oder kleiner Fisch, großer Teich. Ich dachte, hier kann ich mich einbringen und damit eher etwas bewirken.

Was geht im Hinblick auf Rockmusik in eurer Stadt?

Mark:
Es gibt eine Menge guter Musiker hier. Unser Freund Lee Bains etwa hat in vielen Bands gespielt, bevor er und GLORY FIRES berüchtigt wurden. Das gleiche gilt für ST. PAUL & THE BROKEN BONES, die Jungs haben alle in einigen Bands gespielt. Aber am Ende war es diese Mixtur, bei der es „klick“ gemacht hat. Im Bezug auf Clubs gibt es ein paar Läden, in denen du spielen kannst, von High-End-Läden wie Saturn oder Iron City bis zu D.I.Y.-Clubs wie das Forge oder Spring Street Firehouse. Und es gibt immer The Nick.

Scotty: Es gibt hier eine Menge toller Bands wie WRAY, THEONEHUNDREDS, 11 YR OLD, NULL, DROVES ... und und und. Clubs sind auch gut, einige gibt es recht lange, aber die meisten nicht. Das wechselt ständig, aber gleichzeitig ist da immer jemand, der versucht, ein Zeichen zu setzen oder die Künstler zu unterstützen. Labels gibt es nur ganz wenige, aber die laufen gut. Glücklicherweise war Communicating Vessels da, um uns zu helfen, unsere Träume wahr werden zu lassen, um es mal so zu sagen. Oder uns wenigstens in unserer Leidenschaft zu unterstützen.

Byron: Wir sind in der hiesigen Musikszene viel enger verbunden, und sobald einige von uns mehr Möglichkeiten bekommen, nutzen wir das, um auf das, was hier so abgeht, aufmerksam zu machen. Es ist immer schade mitzukriegen, wie Clubs wie Bottletree verschwinden – das war hier ein wichtiger Treffpunkt, bis es im März dieses Jahres schloss –, oder dass Bands sich auflösen. Aber das tut der Szene insgesamt oder der Leidenschaft für Musik und Kunst, die in dieser Stadt zu Hause ist, keinen Abbruch.

Was vermisst ihr, wenn ihr nicht zu Hause und auf Tour seid?

Mark:
Wenn wir auf Tour sind, sind es wirklich die Menschen, die mir fehlen. Die Freunde, die wir haben. Wenn wir zurückkommen, wollen immer alle, vor allem die anderen Musiker, wissen, wie die Tour gelaufen ist.

Scotty: Die Landschaft. Die Tatsache, dass ich auf mein Motorrad springen kann und mich nach zehn Minuten Fahrt auf der besten Strecke der Gegend befinde. Und das Zusammensein mit Freunden, um Musik zu machen, zu malen und zeichnen.

Byron: Boudreaux! Das ist mein drei Jahre alter Labrador.