Nach inzwischen zwölf in hochwertiger Luxus-Hardcoverversion im Carlsen Verlag erschienenen Ito-Bänden setzt zwar langsam ein gewisser Gewöhnungseffekt ein, Vorhersehbarkeit ist aber nach wie vor ganz sicher ein Kriterium, das nicht auf Junji Itos Kurzgeschichten zutrifft. Jede einzelne der insgesamt acht Erzählungen überrascht aufs Neue, immer wieder auf eine andere Weise. Einige zentrale gemeinsame Elemente lassen sich dabei natürlich dennoch ausmachen: Ekel, körperliche Deformationen, die Überschreitung moralischer Grenzen, unmenschlich-bizarres bis animalisches Verhalten und eine durchweg düstere Grundatmosphäre der feinen schwarzweißen Zeichnungen sind Itos Hauptwerkzeuge. Mit deren Hilfe gestaltet der Meister des Horror-Mangas kurzweiligen Grusel für ein nicht nur, aber in erster Linie jugendliches Publikum, das mittlerweile nicht mehr nur in Japan eine immer größer werdende Zielgruppe darstellt. Wer seinen Reiz im Unbehagen bei blutreichen Exzessen, hautlosen Körpern oder ähnlichen Abartigkeiten findet, kommt hier voll auf seine Kosten.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #173 April/Mai 2024 und Anke Kalau