GRANDMAS DARLEHEN

Bürgerkrieg

Freiheit ist relativ – Dummheit nicht! So das Motto dieses Leipziger Quintetts, das sich wie ein roter Faden durch die elf Stücke des Debüts zieht. Ganz klare Rhetorik findet man zum Beispiel bei „Keinen Fußbreit“ und dem Titelsong.

Überhaupt sind neben der Musik alle Texte durchaus hörenswert. Keine aufgesetzte Coolness und Attitüde, vielmehr kritische und lakonische Beobachtungen unseres gesellschaftlichen Alltags („Schlachtbankblues“, „Heul doch“).

Dazu passt der Gesangsstil des Sängers, der mit dem eines Herrn Balanskat (SKEPTIKER) nahezu identisch ist. Auch von der Musik drängt sich dieser Vergleich auf, wäre aber zu eindimensional, denn so wie es wild rockenden Punk gibt, scheinen die Herren eine ausgeprägte Leidenschaft für klassischen Metal und unpeinlichen Hardrock zu haben.

So liefert die Band hier ein abwechslungsreiches und handwerklich einwandfreies Potpourri im Punk-Metal-Rock-Blues-Kontext ab. Blues bedeutet in diesem Zusammenhang, den alten Ost-Blues-Kapellen Tribut zu zollen, die zu DDR-Zeiten Clubs wie den Leipziger Anker zur Kultstätte werden ließen.

„Thommys Blues“ verstehe ich jetzt einfach mal als Hommage daran und gefällt mir neben „Nicht alles muss wie früher sein“ (schöne Geschwindigkeitswechsel), „Schweineverein“ („braune Suppe mit Weißwurst“) und „Herbstlied“ am besten.

Das letztgenannte Lied entwickelt sich von einer ruhigen Rock-Ballade zu einer rasanten Punkrock-Granate und begeistert neben seiner Eingängigkeit mit einer tollen Leadgitarre. Spielerisches Können, gepaart mit wild rockendem Punk und genügend Ruhemomenten, machen unterm Strich 1A-Qualitätsware, die weit über dem allgemeinen Veröffentlichungsdurchschnitt liegt.

Intelligenter Power-Rock für den zivilen Ungehorsam.