Was klassischen Seventies-Punkrock US-amerikanischer Prägung anbelangt, so ist Großbritannien dafür nicht gerade die beste Quelle. Um so erstaunter bin ich vom bereits dritten Album der GOOD TIME CHARLIES, die auf Fotos zwar wie kneipenerfahrene Hools aussehen, sich bei genauerer Betrachtung aber als das musikalische Gegenteil schnapsnasiger Oi!-Gröligkeit erweisen.
Die musikalischen Vorbilder, daran lassen die 21(!!!) Songs hier keinen Zweifel, liegen eindeutig im New York der Siebziger, sind zwischen DICTATORS, HEARTBREAKER, STOOGES und FLAMIN' GROOVIES zu suchen (es wurde aber auch schon auf DEVIL DOGS, BARRACUDAS und PLIMSOULS verwiesen), und zwischendurch, etwa wenn es bei "You know I know" oder "I like you" ganz unbeschwert poppig wird, sind da auch die BUZZCOCKS mit dabei, was dann doch wieder auf die Herkunft verweist.
Dazwischen dann Referenzen an Power-Pop, Sixties-Garage, Surf und 77er Punk, aber alles eingebettet in den eigenen Band-Sound. Ein erstaunliches Album, völlig unspektakulär, frei von hippem Scheiß, eben ganz solides Handwerk, gespielt von gesetzten Herren weit jenseits der dreißig, die sich mit dem Albumtitel ganz gut selbst beschrieben haben.
Tip! (48:37) (08/10)
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #65 April/Mai 2006 und Joachim Hiller