Es muss fast zwanzig Jahre her sein, aber ich erinnere mich noch gut an die ersten zwei, drei GOO GOO DOLLS-Alben mit ihren beschissenen Covern. Understatement war in, klopf klopf, der Grunge stand vor der Tür.
Mir war weißgott nicht entgangen, dass die GOO GOO DOLLS eine zeitlose, klischeefreie und enthusiastische Popmusik zelebrierten, die genug Eier hatte, um sie problemlos auch als Punkrock zu bezeichnen.
Aber bei aller Liebe zu Riff Randall: Die GOO GOO DOLLS waren eine der wenigen Bands, die sich nicht auf die RAMONES beriefen. Dafür bekamen sie auch im Rockpapst-Plattenregal ein eigenes Fach.
Da standen sie nun, zusammen mit den REPLACEMENTS, die etwa zehn Jahre vor ihnen exakt die gleiche Entwicklung genommen hatten, und unterhielten Hausherrn und Gäste mit schönen Melodien, ausgefuchsten Arrangements und Spannungsbögen in den Gitarren-Overdubs.
Nun stellen Sie sich einmal vor, es ginge um hunderttausend Euro! Sie sitzen bei Pilawa im Studio und müssen die Begriffe „Indierock“ und „Zivildienstleistende“ in einer Assoziationskette mit einer ganz bestimmten Rockgruppe zusammenführen, ich meine, kann ja mal passieren.
Meistern Sie dann bitte diese Aufgabe mit dem Nennen dieser angenehm vor sich hinschnoddernden Band, nehmen Sie die Kohle mit und geben Sie mir bei Gelegenheit ein Bier aus. Auf dieser Compilation großer Taten (inklusive DVD) stehen Punkrock-Kracher wie „Torn apart“ (Orientierungsphase) neben Hymnen wie „Only one“ (Sozialisierung) und schlechten Hits wie „Iris“ (Zivildienst) und, das können Sie mir glauben, da stehen sie gut.
Wenn wir was von den stilvoll im Mainstream gelandeten GOO GOO DOLLS lernen können, dann nicht nur, dass ehrliche Gefühle und aufrichtiges Midtempo gut zusammenpassen, sondern auch zerrissene Jeans und schwarze Jacketts.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #44 September/Oktober/November 2001 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #81 Dezember 2008/Januar 2009 und Tom Tonk