LAST UNDER THE SUN

Gone

Eigentlich habe ich mit diesen Aufnahmen nicht mehr gerechnet. Zum einen sind die Bandmitglieder in vielen anderen Bands aktiv, unter anderem POLICE BASTARD. Dann nahm sich Schlagzeuger Neil Farrington bedauerlicherweise im Januar das Leben.

Irgendwie deuten der Titel und der Zeitpunkt der Veröffentlichung des 2005 produzierten Materials darauf hin, dass „Gone“ eine Art Nachruf auf den begnadeten Schlagzeuger sein soll. Bei „Reversa“ packt mich dieses großartige Album mit dieser Hymne, trotz oder gerade wegen der ungewöhnlichen Rhythmik.

Seit „Windfall“ verfolge ich das Schaffen der Band. Umso überraschter war ich, als kürzlich LAST UNDER THE SUN in Frankfurt gastierten. Leider konnte ich die Show nicht besuchen. Was ich allerdings davon gehört und gelesen habe, müssen sich kaum mehr als zehn Besucher zu diesem Konzert verirrt haben.

„Gone“ ist eine gelungene Mischung aus großartigen rauhen Punk-Songs, die irgendwas von LEATHERFACE und NOMEANSNO haben, wie sie diese vorzugsweise auf „Windfall“ bereits zum Besten gaben.

Andererseits gibt es Industrial- und Hardcore-Attacken, die etwas an LARD und „All Empires Crumble“ erinnern. So lassen sich dann auch die 17 Stücke in knapp 40 Minuten erklären. Das melodisch-melancholische Chaos gefällt mir allerdings am besten, wenn Moll-Harmonien und Stakkato-Maschinengewehr-TomTom-Salven zusammentreffen, wie bei „Lost yourself“, „The trolley song“, „Backwards“ oder „Inside out“.

Eine interessante Band, auch wenn ich glaube, dass der Charakter 2010 durch den Verlust des damaligen Schlagzeugers wahrscheinlich verloren ging. Was bei den meisten Bands wahrscheinlich der Sänger ist, ist hier ganz sicher der Schlagzeuger.

Tolles, wenn auch nicht ganz einfaches Album mit teils tiefgründigen persönlichen, teils politischen Texten.