Wie immer drücke ich mich um das Schreiben einer Rezension zu den Hamburgern bis zur letzten Minute. Dann sind alle Stapel wegreviewt und da liegt nur noch eine CD. Und ich sitze davor, starre das Pappcover an, tippe immer wieder neue erste Sätze – und lösche sie wieder.
Warum eigentlich? Ich glaube, die Zitronen schüchtern mich ein, obwohl das eigentlich Quatsch ist. Es ist das Gefühl, dieser Band mit den paar Sätzen einer Rezension nicht gerecht werden zu können.
Man weiß, man ahnt, dass hier eine unglaubliche Menge an Ideen, an Zitaten und Verweisen drinsteckt, dass die Hamburger demjenigen, der über sie schreibt, immer einen Schritt voraus sind, und ich gebe zu, das schüchtert ein, lässt mich zurückzucken, mit den üblichen Namedroppings und Vergleichen zu arbeiten.
Denn in der Tat sind die Zitronen als eine der wenigen Bands wirklich einzigartig – stilistisch, textlich, überhaupt. Sie sind mal eine Punkrock-Band im klassischen Sinne gewesen, sind heute immer noch Punk, aber eher in der Attitüde der Verweigerungshaltung gegenüber Rockismen.
Schorsch Kamerun und Ted Gaier als einzig verbliebene Gründungsmitglieder sind die personelle Konstante, ersterer mit seinen bissigen, analytischen, scharf beobachtenden Texten, letzterer an Bass und/oder Gitarre, und man spürt, dass hier mit jedem neuen Album, mit jedem Konzert ein Bedürfnis befriedigt wird – das, etwas mitzuteilen über die Welt, die Menschen, den Stand der Dinge.
Bemerkenswert an „Die Entstehung der Nacht“: „Beautiful people“ mit Michaela „Nico“ Melian, „Bloss weil ich frierer“ (mal wieder einer jener Songs, deren Text nach Collage aus aufgeschnappten Gesprächsfetzen in Kreisen junger, cooler, erfolgreicher, kulturbeflissener Menschen klingt), das „Lied der Medienpartner“, und mein Hit: „Drop the stylist“ mit Mark Stewart von POP GROUP als Gastsänger.
So, Schreibblockade überwunden, Review fertig.
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