GNADE

In der Regel macht Deutsches Kino nicht allzuviel Spaß. Matthias Glasner war in den letzten Jahren einer der wenigen deutschen Regisseure, dem es gelang, seine nicht gerade leicht verdaulichen existentialistischen Geschichten mit echtem Kinofeeling zu versehen.

Der Hamburger mutete seinem Publikum dabei zwar viel zu, aber man bekam auch viel zurück. Und da Glasner dabei auch inhaltlich und stilistisch große Risiken einging, konnte ihm natürlich nicht alles glücken, was seine vielschichtigen Filmen wie „This Is Love“ und „Der freie Wille“ in jedem Fall kontrovers und provokant machte.

Nicht anders verhält es sich bei seinem aktuellen Film „Gnade“, der Ende April auf DVD erscheint. Schauplatz des Dramas ist die norwegische Stadt Hammerfest, in der vom 22. November bis zum 21.

Januar die Sonne nicht aufgeht. Die triste Dunkelheit der Polarnacht und die lebensfeindlichen Landschaften Norwegens setzt Glasner in faszinierende Bilder um, die eigentlich viel zu schön sind für die eher deprimierende, um das Thema „Schuld und Sühne“ kreisende Geschichte, die hier erzählt wird.

Jürgen Vogel spielt darin einen deutschen Ingenieur, der in Norwegen beschäftigt ist, während seine Frau dort als Krankenpflegerin arbeitet. Als diese auf dem Heimweg von der Nachtschicht ein Mädchen überfährt, was sich aber erst am nächsten Tag herausstellt, beginnt bei der Auswandererfamilie ein Verdrängungsprozess, den der Zuschauer nur als unmoralisch und erschreckend empfinden kann, der aber eben auch zutiefst menschlich ist.

Und so wird dieser Unglücksfall sogar zum Wendepunkt und Neuanfang einer ansonsten zerrütteten Beziehung. Glasner Konzept von Erlösung und Gnade wird nicht wenige vor den Kopf stoßen, sein Film bleibt trotz der ruhigen, unspektakulären Erzählweise durchweg packend wie ein klassischer Psychothriller.