Wer die „Freak-Brothers“ liest, der befindet sich sofort in einer Zeitkapsel: Türe zu, Knopf gedrückt, rein in die Hippie-Zeit. Und das auf eine Art und Weise, die geradezu nach dem Comicformat schreit, denn die von Gilbert Sheldon im konsequenterweise einzig dazu passenden Jahr 1968 erdachten freakigen Brüder sind mit all ihren ... ja, was eigentlich: Abenteuern? Alltagsepisoden? Nirwana-Erfahrungen? Egal! Mit all den Dingen eben, die sie erleben und die ihnen widerfahren, eine Klischee-Reiterei erster Güte: Es geht um Drogen, um vollkommen abgedrehte Dialoge, um maximale Verpeiltheit. Um zeichnerisch entsprechend üppig wie verstörend umgesetzte aberwitzige Trips. Um Musik, Sex, Partys. Und am Ende dieser stolzen 312 Seiten sitzt man da und denkt sich: Was war das denn jetzt bitte schön? Dabei ist die Antwort ganz simpel: ein großer Spaß. Eine Lehrstunde, eine Blaupause in Sachen Humor und Feinsinn im Subtext, die die Möglichkeiten des Mediums Comic von vorne bis hinten und oben bis unten konsequent ausnutzt. Dieser Band umfasst als Neuauflage die Geschichten ab 1977, die seinerzeit unter anderem für die Zeitschrift „High Times“ entstanden und die für viele Szenekenner zu den Höhepunkten der Reihe zählen, darunter „Der Tod von Fat Freddy“, „Die Freak Brothers im 21. Jahrhundert“, „Whiteline Cannonball Express“ oder „Die Freaks kommen runter“. Hinzu kommen drei neue Geschichten, viele Infos zu den Ursprüngen der Serie und eine Cover-Gallery. Also all das, was das Herz der Fans begehrt. Und was auch anderen Leserinnen und Lesern eine gute Zeit beschert – bis sie unweigerlich zu Fans werden. Hinweis: Funktioniert auch nüchtern hervorragend!
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #164 Oktober/November 2022 und Frank Weiffen