Foto

GEWAGTES ALIBI

Es ist manchmal bemerkenswert, wie sehr sich die Filme eines Regisseurs doch unterscheiden können. 1952 spielte Burt Lancaster mit feistem Dauergrinsen die Hauptrolle in Robert Siodmaks farbenprächtigem, actionreichen und humorvollen Piratenfilm „Der rote Korsar“, drei Jahre zuvor hatte Lancaster in der Schwarzweiß-Film-noir-Tristesse eines Films desselben Regisseurs deutlich weniger zu lachen. Für Siodmak, der einer jüdischen Familie entstammte und nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten Deutschland verließ und schließlich in Hollywood landete, war „Der rote Korsar“ eher ungewohntes Terrain, so wie auch sein Horrorfilm „Draculas Sohn“ von 1943. Denn einen Namen machte sich Siodmak in Folge vor allem mit Film-noir-Thrillern wie dem in Rückblenden erzählten „Gewagtes Alibi“, basierend auf einem Roman des weniger bekannten Autors Don Tracy von 1934, den Steven Soderbergh 1995 als „Die Kehrseite der Medaille“ erneut verfilmte. Der Originaltitel „Criss Cross“ (von Buch und Film) lässt sich im Sinne von „die Pläne von jemand durchkreuzen“ deuten. In „Gewagtes Alibi“ spielt Lancaster einen gewissen Steve Thompson, der als Fahrer eines Geldtransporter arbeitet und zusammen mit dem Gangster Slim Dundee einen Plan ausheckt, um diesen zu überfallen. Aber eigentlich will er seine Ex-Frau zurückgewinnen, gespielt von Yvonne „Lily Munster“ DeCarlo, die inzwischen mit dem Gangster liiert ist und hier die Rolle der Femme fatale übernimmt. Lancaster verkörpert einen dieser Film-noir-Charaktere, der den Zuschauer regelrecht in den Wahnsinn treibt, da er mit offenen Augen in sein Unglück rennt, und auch die gut gemeinten Ratschläge von Freunden und Familie ignoriert. Dieser exzellente, raue und ziemlich tragisch endende Film noir erschien hierzulande jetzt das erste Mal in guter Qualität auf Blu-ray.