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MOUNTAIN GOATS

Getting Into Knives

Auf gewisse Weise ist John Darnielle von THE MOUNTAIN GOATS mit Jad Fair von HALF JAPANESE vergleichbar, auch wenn Darnielle seine musikalische Karriere begann erst Anfang der Neunziger. Dafür soll der Kalifornier seitdem an die 600 seiner charakteristischen Folkrock-Songs geschrieben haben, anfangs noch aufgenommen in LoFi-Wohnzimmer-Manier und auf Kassette veröffentlicht, wobei auch seine auf Vinyl und CD veröffentlichten späteren Werke nicht wesentlich weniger spartanisch klangen. Mussten sie auch nicht, denn es gibt nur wenige Musiker wie Darnielle, die nur mit Gitarre und Gesang ihr Publikum dermaßen in ihren Bann ziehen konnten. Spätestens mit seinen auf 4AD und dann auf Merge veröffentlichten Platten wusste auch Darnielle eine gute Produktion und einen richtigen Bandsound zu schätzen, womit er auch sein typisches Songwriting mit aufwändigeren Arrangements subtil erweitern konnte. Die Pandemie zwang ihn allerdings im Frühjahr dieses Jahres, zu seinen Anfängen zurückzukehren und mit „Songs For Pierre Chuvin“ ein nur auf Kassette veröffentlichtes Album im bewährten Wohnzimmer-Sound aufzunehmen, eine aus der Not geborene gelungene Übung in Nostalgie. Auf „Songs For Pierre Chuvin“ folgt jetzt „Getting Into Knives“ (nein, kein Konzeptalbum über Messer), das Darnielle wie schon den Vorgänger „In League With Dragons“ mit Bob Mould-Schlagzeuger Jon Wurster, Bassist Peter Hughes und Gitarrist/Keyboarder Bram Gielen unter „normalen“ Produktionsbedingungen aufnahm. Auch hier stellt sich wieder die Frage, wo Darnielle immer noch diese brillanten Songideen hernimmt, die natürlich auch von den raffinierten Arrangements profitieren, ohne etwas am typischen THE MOUNTAIN GOATS-Trademark-Sound zu ändern. Und wenn man glaubt, jetzt aber wirklich mal das beste THE MOUNTAIN GOATS-Album aller Zeiten gehört zu haben (von denen es schon einige gab), kommt Darnielle mit so etwas wie „Getting Into Knives“ um die Ecke.