Foto

GERHARD POLT UND DIE WELL-BRÜDER

40 Jahre

Vor ein paar Monaten veröffentlichte Gerhard Polt zuerst über seine Website (und dann auch über den BR) erneut alle zwölf Folgen seiner legendären TV-Serie „Fast wia im richtigen Leben“, die von 1979 bis 1988 lief. Zusammen mit Gisela Schneeberger gab er da meist den grantigen bayerischen Spießer, aber auch mal den perfekt hochdeutsch (ja, auch das kann Polt!) sprechenden Neureichen, und hielt dem TV-Publikum so klar einen Spiegel vor, wie das vorher nur „Ekel Alfred“ geschafft hatte. Polt kannte ich schon seit kleinauf, seit dem legendären „Nikolausi“, und in den Achtzigern fanden wir den sich immer schon gegen die CSU-Spießigkeit stellenden Kabarettisten auch als Punks ziemlich gut. Und hätte Polt nicht seine Live-Aktivitäten von jeher auf eher südlich des Mains beschränkt, ich hätte sein Bühnenprogramm auch öfter genossen. Immerhin gibt es eine sicher zwölf Stunden laufende Audio-Book-Box, die lange Autofahrten ideal untermalt und mit der man, eine Fähigkeit zum Verständnis des Polt’schen Idioms vorausgesetzt, eigentlich alles zu hören bekommt, was der auch so auf der Bühne bietet beziehungsweise jemals geboten hat. Sein Programm wird von jeher volksmusikalisch aufgelockert, früher waren es die BIERMÖSL BLOSN, aus denen 2012 die WELL-BRÜDER hervorgingen – Raider heißt jetzt Twix und so. Mit DIE TOTEN HOSEN verbindet Polt und die WELL-BRÜDER seit den Achtzigern schon eine Freundschaft, immer wieder hat man kooperiert, und so erscheint jetzt, knapp nach dem vierzigsten Jahrestag des ersten Auftritts der Wells mit Polt 1979, dieses Album, das so eine Art Best-Of von Polt und eben jener Blaskapelle ist. In über siebzig Minuten gibt es den bunten Mix aus Polts Gegrantl und der etwas anderen Bierzeltmusik, und auch wenn man als Fan hier nicht wirklich Neues geboten bekommt, macht die CD ausgesprochen großen Spaß. Bleibt nur zu hoffen, dass Polt, Jahrgang 1942, noch lange bei guter Gesundheit bleibt, denn es ist zu befürchten, dass sich am Grund seines Gegrantls, dieser eigenwilligen Art bayerischen Regierens, mit Markus Söder noch lange nichts ändert. Leider ist unter jungen Comedians niemand in Sicht, der dem Volk so treffsicher, charmant und subtil aufs Maul schaut wie der große Polt.