ES BEGANN IN DER ABBEY ROAD

George Martin & Jeremy Hornsby

Sir George Martin ist „der fünften Beatle“. Mit der stattlichen Verzögerung von schlappen 34 Jahren ist seine Autobiografie nun auch in Deutschland erschienen. Von seinem Buch darf man keine neuen Einsichten über die BEATLES im Studioalltag, auf der Bühne oder gar privat erwarten.

Hier wird keine schmutzige Wäsche gewaschen, dafür ist der mittlerweile blaublütige Produzent und Labelchef die falsche Adresse. Alles in allem zeigt sich Martin als wenig schwatzhafter, dafür sehr konzentriert und fokussiert berichtender Zeitzeuge einer Ära, in der die Popmusik den vorerst letzten großen Umbruch erlebte.

So dauert es dann auch geschlagene 150 Seiten, bis Martin zum ersten Mal über die BEATLES spricht. Dennoch hat er viel zu erzählen über seine Zeit als Vize-Chef und Aufnahmeleiter bei Parlophone in den Fünfzigern, seine Sessions mit Peter Sellers und Spike Milligan für Comedy-Platten, seine Klassik- und Jazzaufnahmen.

Zudem gibt er faszinierende Interna über die britische Schallplattenindustrie wieder, die damals noch in den Kinderschuhen steckte. Zum Erklärbär wird Martin allerdings auch, beschreibt über Dutzende von Seiten physikalische Aspekte der Akustik von Studios, der Aufnahmegeräte- und Techniken.

Das Herstellen von Platten ist für ihn jedenfalls Wissenschaft, Steckenpferd und Lebensaufgabe zugleich. Schade jedoch, dass das Buch mit dem kreativen deutschen Titel (im Original heißt es schlicht „All You Need Is Ears“) so unglaublich spät, und dann noch ohne irgendeine Aktualisierung auf den Markt kommt.

Martins „heutzutage“ ist die Zeit, als es noch keine CDs gab, und seitdem hat sich auch für ihn sicher eine Menge Erzählenswertes ereignet.