Gebhardt, das klingt so ein bisschen nach einem eher provinziellen Liedermacher, der Protestlieder gegen das Waldsterben zum Besten gibt (remember „Karl der Käfer“). Tatsächlich handelt es sich hier um Håkon Gebhardt, der von 1991 bis 2005 bei MOTORPSYCHO Schlagzeug gespielt hat. Solo ist Gebhardt auch schon vorher in Erscheinung getreten und wird auf seinem neuen Album „Geb Heart“ nur von seiner Frau Marì Simonelli am Bass begleitet. Die große Frage dabei lautet natürlich: Klingt es irgendwie nach MOTORPSYCHO? Eher nicht. Und wer dem Faible für ausufernde Progrock-Eskapaden der Norweger schon länger nicht mehr zu folgen bereit war, wird jetzt wahrscheinlich erleichtert aufatmen. Was „Geb Heart“ eigentlich genau sein soll, lässt sich hingegen auch nicht sagen, denn Gebhardt bedient sich bei so ziemlich allem, was der Singer/Songwriter-Bereich so hergibt, ohne dabei aber ein wirkliches Profil zu entwickeln. Unter dem Strich ist das gut gelaunter, leicht melancholischer und überwiegend melodischer Folk-Pop mit dezenten schrägeren Momenten, der keinem richtig wehtut, bei dem aber auch nichts richtig hängenbleibt. Und so ist das von Gebhardt selbst gestaltete Artwork möglicherweise das Aufregendste an dieser Platte.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #164 Oktober/November 2022 und Thomas Kerpen