DIE CHRONIKEN VON WORMWOOD

Garth Ennis, Oscar Jimenez

Es ist auch schon wieder über ein Jahr her, dass ich an dieser Stelle begeistert das neuste Werk des nordirischen Comicautors Garth Ennis besprochen hatte, der vor allem durch die Reihe „Preacher“ bekannt sein dürfte und sich durch sein grenzwertiges, tiefschwarzes Humorverständnis immer angenehm vom sonstigen Einheitsbrei der Comicwelt abhob.

In dieser Hinsicht stellt die zwischen 2006 und 2007 im Original publizierte, sechsteilige Reihe „Die Chroniken von Wormwood“ – in Deutschland zusammengefasst in zwei Bänden – sicherlich einen Höhepunkt in Ennis’ bisherigem Schaffen dar.

Ennis macht darin den Antichrist zum Boss eines Kabelfernsehsenders, der in seiner Freizeit mit Jesus, einem Schwarzen mit Rastalocken, in einer Kneipe abhängt. Als Haustier hält sich besagter Danny Wormwood ein sexsüchtiges Karnickel, das sein Herrchen beim Beischlaf filmt, was dessen Lebensgefährtin herausfindet und wenig lustig findet, mal abgesehen davon, dass der Rammler auch noch reden kann.

Im ersten Band hatte Wormwood seinem bocksfüßigen Dad klar zu verstehen gegeben, dass er auf Armageddon keine Lust hat. Das eigentliche Ungemach resultiert in der noch großartigeren und über die Stränge schlagenden Fortsetzung dann aus den Bemühungen von Papst Jacko, ein alter Kumpel seines Dads, der aufgrund seiner abartigen Ausschweifungen inzwischen in der Hölle schmort, stellvertretend die eigentliche Aufgabe des Antichristen zu erledigen.

Blasphemischer als hier kann mal wohl kaum mit den Heiligtümern des Christentums umspringen, schade nur, dass Ennis aufhört, wenn es gerade am schönsten ist, denn diese Figurenkonstellation ließe sich bestimmt wundervoll noch weiter ausbauen.