DIE CHRONIKEN VON WORMWOOD 1

Garth Ennis, Jacen Burrows

Garth Ennis hat ja mit der Serie PREACHER bereits bewiesen, dass er sich wenig um Comic-Konventionen schert und ein sehr eigenwilliges Humorverständnis besitzt. Das treibt er in DIE CHRONIKEN VON WORMWOOD zusammen mit Zeichner Jacen Burrows, dessen etwas sterile Computergrafiken etwas gewöhnungsbedürftig sind, quasi auf die Spitze, denn im Mittelpunkt steht hier der Antichrist persönlich.

Der lebt in  New York, nennt sich Danny Wormwood und produziert grenzwertige TV-Serien. Das Verhältnis zu seinem Vater ist nicht das Beste, denn dessen Armageddon-Pläne interessieren ihn überhaupt nicht, da geht er lieber mit Jesus einen trinken.

Der heißt Jay und ist ein Schwarzer mit Dreadlocks. Das klingt jetzt zwar mehr nach „Einer flog über das Kuckucksnest“, aber Ennis und Burrows meinen das todernst beziehungsweise machen sie sich einen großen Spaß daraus, die Grundfesten des christlichen Weltbilds zu erschüttern, und so werden wahre Christen hier sicher laut „Blasphemie“ rufen.

Zumal der hier sehr präsente, nicht feinfühlige Papst Jacko von seinem unzüchtigen perversen Treiben inzwischen Aids bekommen hat. Sicherlich, irgendwann wird jeder Tabubruch öde oder wurde schon mal praktiziert, aber Ennis und Burrows gelingt das Kunststück, in DIE CHRONIKEN VON WORMWOOD dermaßen über die Stränge zu schlagen, dass man sich entweder vor Lachen einnässt oder sich aufgrund dieses provokanten Cocktails angewidert abwendet.

Ich bin jedenfalls begeistert und auch immer noch ein wenig sprachlos – was soll da denn noch kommen? Und man darf sich sicher sein, dass dieser Comic bestimmt niemals verfilmt werden wird.