Bei der Lektüre dieser Graphic Novel fragt man sich in einer Tour: Wie zur Hölle sind die auf so etwas gekommen? Die Geschichten der Marjorie Finnegan ist derart irrsinnig, dass dagegen selbst eine Heldin wie die mehrfach aus dem Hintergrund grüßende Harley Quinn graumausig rüberkommt. Marjorie, kurz Marj, ist eine durch die Zeit reisende Kriminelle, die Zeitebenen und Launen wechselt und für die es nur eine Maxime gibt: Hauptsache, es knallt und ich bin mittendrin! Dabei hat sie als Protagonistin in einem herrlich schräg, bunt und krawallig gezeichneten Comicleben im Gegensatz zu vielen anderen Protagonistinnen in anderen Comics nichts von einem Klischee-Püppchen mit Hang zu charmanter Bösartigkeit, sondern ist ein Ausbund an Souveränität und Selbstbestimmung. Marj zieht ihr Ding durch, hat nebenbei Sex nach ihrem Gusto und stellt eine Welt auf den Kopf, die in ihren vielen Zeitebenen von alten patriarchalischen Mustern geprägt ist. Insofern steckt in diesem üppigen Werk nicht nur jede Menge Chaos und Rabiatheit, sondern auch subversive Gesellschaftskritik.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #168 Juni/Juli 2023 und Frank Weiffen