Ich erinnere mich noch genau an meine erste Begegnung mit den MIMMI’S. Es war vor langer Zeit in der Stadthalle Köln-Mülheim beim „Festival der Volxmusik“, in dessen Rahmen auch die ABSTÜRZENDEN BRIEFTAUBEN und SCHLIESSMUSKEL ihr Drei- bis Dreieinhalb-Akkorde-Unwesen trieben.
Musikalisch erschloss mir dann eine Platte namens „Alles zuscheißen“ den Kosmos dieser Punkrock-Kapelle um Frontmann Fabsi. Schon damals lautete meine Meinung: Eine Band, deren Musiker Dosenbier von der Bühne werfen und ihre Platten so absurd schön betiteln, kann unmöglich aus schlechten Menschen bestehen und muss zwingend zu den Guten gehören.
Und genau das tun die MIMMI’S, und das zeigen sie einmal mehr mit „Fun Punks Not Dead“. Denn Fabsi und Co. waren eben nicht immer nur die Funk-Punks von nebenan, die sich selber über das schlimme Image, das diesem ihrem Genre seit jeher größtenteils zu Unrecht anhaftet, lustig machten.
Sie waren immer auch diejenigen, die Blödelei und Ernst miteinander zu verbinden vermochten und genau dadurch den Urschleim des Punk, die allem zugrunde liegende Existenzberechtigung dieses Genres erkannten und offenlegten.
Damals gab es „Gebt den Faschisten keine neue Chance“. Jetzt sind es Songs wie „Nichts zu verlieren“, „Licht aus euren Ärschen“ oder „All cooks are bastards“ mit Dirk Jora von SLIME als singendem Gast, die sehr, sehr schön und so typisch mimmiesk-charmant gegen die Bösen austeilen.
„Denn wenn die Analphabeten und die falschen Propheten dann mit lauten Trompeten dieses Land regier’n, kannst du dir deinen Tag in die Haare schmier’n!“, heißt es da. So etwas ist großes Kino! Wie solche Texte zu Papier gebracht werden, das haben DIE TOTEN HOSEN schon lange vergessen.
Darüber mühen sich auch DIE ÄRZTE mehr und mehr einen ab. Dass darüber hinaus mit Augenzwinker-Stücken wie der „Punker Polonaise“, dem „Pogo Zucki“ oder „Wir segeln nach Helgoland“ einmal mehr auch wieder Gute-Laune-Punkrockschunkler auf „Fun Punks Not Dead“ dabei sind, würde bei vielen anderen Bands schlimm – sprich: in einer völlig grottigen Platte – enden.
Es wäre der worst case und der Super-GAU und der Anfang vom Ende der Relevanz und der eigenen Daseinsberechtigung. Nicht aber bei den MIMMI’S. Denn bei ihnen gehört das alles zusammen. Bei ihnen bedingt das alles einander.
Bei ihnen ist genau diese krude und kuriose Mixtur Punkrock. Bei ihnen ist all das Attitüde, die dem großartigen Ziel dient, sich selber auf den Arm zu nehmen und genau damit all jenen den Spiegel vorzuhalten, die sich verzweifelt darum bemühen, „true to the bone“ und total authentisch zu sein, und die dabei doch einfach nur lächerlich wirken.
Die anderen können es einfach nicht. Den MIMMI’S hingegen geht das alles federleicht und beneidenswert locker von der Hand.
© by - Ausgabe # und 20. Mai 2014
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #117 Dezember 2014/Januar 2015 und Frank Weiffen