Die wahrscheinlich anstrengendste Platte des Jahres kommt von LOST BOYS. Wer sich seine Musik aus Versatzstücken von Emoviolence, Screamo und Noise zusammenzimmert, der hat wahrscheinlich auch nichts anderes erwartet.
Selbstverständlich könnte man diese LP auch einfach nur als Krach abtun, aber auf den zweiten Blick erkennt man die Detailverliebtheit von LOST BOYS. Mit Genuss hat das dann immer noch nichts zu tun, aber die Ideen scheinen ihnen nicht auszugehen.
So wartet „Zufall“ mit einem astreinen Noiserock-Intro auf, „Punk singer“ beginnt fast eingängig, trotzdem ist es bis zum nächsten Geballerpart auch immer nur eine Frage der Zeit. Textzeilen wie „Du catchst mein eye / Aber mein Vergnügen catchst du nicht“ bringen einen dennoch zum Schmunzeln, andere auch mal zum Nachdenken.
Es ist ja auch schön, wenn sich Bands nicht mit Althergebrachtem begnügen, sondern mal etwas wagen. LOST BOYS hätten die tausendste Screamo-Platte machen können, die nach 2000 klingt, haben sie aber nicht.
Das ist ja auch das, was Bands wie LOMA PRIETA auszeichnet: dass sie die Hörgewohnheiten der eigentlich sehr traditionalistischen HörerInnenschaft immer wieder ausreizen. Auch nach dem x-ten Durchlauf weiß ich immer noch nicht, was LOST BOYS da eigentlich machen.
Das ist gut, auch wenn es vielleicht nicht unbedingt so viel Spaß macht.
© by Fuze - Ausgabe #71 August/September 2018 und Pia Schwarzkopf
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #138 Juni/Juli 2018 und Julius Lensch
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #82 Februar/März 2009 und Finn Quedens