FROM FIRST TO LAST

Heroine CD

Im Nachhinein darf man sich gar nicht mehr so sicher sein, ob das Debütalbum dieser Band den vielen Screamo-Kollegen wirklich den Schminkspiegel vorhalten wollte. Natürlich beschreibt ein Song wie "Featuring Some Of Your Favorite Words" die anbiedernde Lieferjungenmentalität dieses Genres haargenau (oder besser: frisurengenau), doch das Äußere war dabei immer mehr Kopie als Parodie.

Man durfte sich also schon die Frage stellen, ob dieses Augenzwinkern beabsichtigt war oder lediglich einen nervösen Reflex auf stichelnde Reporterfragen darstellte, der die Sache zurechtflunkern sollte.

Immerhin war Sänger Sonny damals noch ein Boy von 15 Jahren. Doch nehmen wir spaßeshalber einmal an, FROM FIRST TO LAST wollten sich tatsächlich über ein Genre lustig machen, das auch damals schon für sich genommen eigentlich lächerlich genug war.

Dann nämlich können wir für "Heroine" konstatieren, dass es dieses Mal die Band selbst ist, die gehörig verarscht wurde. Witzigerweise sogar von jemandem, der schon lange tot ist: vom New Metal.

Mit Ross Robinson ist man nämlich an einen Produzenten geraten, der mit zunehmendem Alter offenbar beginnt, sentimental zu werden und selig grinsend Schwänke aus den Neunzigern erzählt, als er eine Band wie KORN groß gemacht hat: "Die tiefer gestimmten Gitarren müssen doch noch irgendwo im Niveaukeller liegen, und wie war noch gleich die Nummer von dem Typen, der sich bei LIMP BIZKIT immer das Gesicht angemalt hat? Der könnte doch Bass spielen ..." Und dann bei einem Kännchen abgestandenem Elektronik-Firlefanz produktionstechnisch ordentlich vom Leder ziehen.

Köstlich. Dass diese Mischung bisweilen sogar aufgeht, beweist nur, wie erschreckend ähnlich sich Emocore und New Metal in ihrem Ausdruck inzwischen geworden sind. (04/10)