Anfang der Neunziger war mal eine richtig gute Zeit für Indierock aus deutschen Landen, natürlich stark beeinflusst von amerikanischen Gitarrenbands wie LEMONHEADS, DINOSAUR JR. oder PIXIES. THE NOTWIST waren in dieser Hinsicht absolute Vorreiter, aber auch in Ostwestfalen gab es einige Bands, die mit ähnlichen Einflüssen hantierten, etwa HIP YOUNG THINGS, SPEED NIGGS oder später SHARON STONED.
An diesen Bands entscheidend beteiligt waren die Herren Schneider aka Dirk Dresselhaus und Krite aka Christopher Uhe. 1993 und 1995 veröffentlichten die beiden als Duo dann unter dem Namen LOCUST FUDGE mit „Flush“ und „Royal Flush“ auf Glitterhouse zwei sehr schöne Platten, die gut die filigrane folkrockige Melodiösität von SEBADOH oder der späteren LEMONHEADS aufgriffen.
Auf „Flush“ gab es auch drei Coverversionen, neben THE NOTWIST und Lou Reed Neil Youngs Song „Thrasher“, der auch quasi die Blaupause für den LoFi-Akustik-Folk des LOCUST FUDGE-Debüts war.
Bei den anderen acht Songs handelte es sich um Neueinspielungen von HIP YOUNG THINGS- und SPEED NIGGS-Stücken. Zwei Jahre später entstand „Royal Flush“, diesmal ohne Coverversionen und mit neuen Songs, bei dem der spartanische Sound von „Flush“ um zahlreiche elektronische Spielereien erweitert wurde.
Ein nach wie vor extrem gutes Album, dem 1997 nur noch die „Business Express“-EP folgte, die überwiegend Remixe enthielt. Auf CD sind „Flush“ und „Royal Flush“ offenbar sogar noch zu bekommen, aber die Doppel-Vinyl-Neuauflage beider Platten von Kapitän Platte im Spezial-Fold-out-Cover mit ausführlichen Linernotes im Inneren und Download-Code macht schon was her und klingt vor allem auch richtig gut.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #26 I 1997 und Thomas Kerpen
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #118 Februar/März 2015 und Thomas Kerpen
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #137 April/Mai 2018 und Thomas Kerpen