FLIEHENDE STÜRME

Warten auf Raketen

Gäbe es eine Auflage, dass Bands nach Aufbrauchen des Inhalts ihrer Vokabelkiste, die sich durch Wiederholung von bereits mehrfach verwendeten Wortkombinationen manifestiert, weitere Aktivitäten auf Konzerte beschränken müssen, wären die Stürme ab sofort eine Live-Band.

Textlich bewegt sich wahrhaftig nicht mehr viel, was nicht schon gesagt worden wäre, dafür legen sie musikalisch mit Synthesizer unter anderem bei „Wem gehört die Welt“ und einigen anderen Songs eine Schippe obendrauf.

„Führerlos“ könnte auch ein übrig gebliebenes Stück von CHAOS Z sein, „Schatten“ hat eine Prise SISTERS OF MERCY aus der „This Corrosion“-Phase, und „Werk III“ läuft unter saucool. Nur „Tiefe“ ist als Dance-Track irgendwie aus den Fugen geraten, weil’s zum Durchtanzen mit hängenden Schultern zu viele Brüche hat, bei denen die Zombies aus dem Takt geraten.

Schade, denn die Zutaten für einen Tanzflächenfüller wären eigentlich alle vorhanden. Der Rest ist wie immer: unverkennbar FLIEHENDE STÜRME. Nicht zu imitieren, mit eigenwilligem Gitarrenspiel, das man so in keiner Gitarrenstunde lernen kann.

Für das beiliegende Platteninfoblatt mit dem „hämmernden Bass“ (was tut der sonst?) und die „treibenden Drum-Beats“ (ach was?) gehen fünf Euro in die Bravo-Gedächtniskasse, die dieselben Formulierungen seit 1977 für nahezu jede Punkband wiedergekäut hat.

Der klangliche Unterschied zwischen einer guten Anlage und dem Hören der CD auf einer Autofahrt ist erstaunlich. Definitiv kein Roadmovie-Soundtrack.