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FLEUR DE MALHEUR

Kummerkumpels

Der Begriff „Urgestein“ trifft auf Tom Schwoll perfekt zu. Obwohl in Aachen weit im Westen der BRD aufgewachsen, ist er doch gebürtiger Berliner und fand dort Anfang der Achtziger in die aufblühende Punk-Szene West-Berlins. Er spielte bei COMBAT NOT CONFORM, ZERSTÖRTE JUGEND, MANSON YOUTH und ab 1987 bei JINGO DE LUNCH, jene Band, mit der ihn bis heute die meisten assoziieren. Nach deren Ende war er bei EXTRABREIT, bei DIE SKEPTIKER, ist bis heute Teil von ES WAR MORD, betrieb viele Jahre das Schaltraum-Studio und hat ganz aktuell unter dem Namen FLEUR DE MALHEUR so was wie ein Soloalbum veröffentlicht. „So was wie“ deshalb, weil Tom das Album „with a little help from some friends“ eingespielt hat, ohne aber den Charakter des Albums eines auf einem Barhocker mit einer Akustikgitarre performenden Singer/Songwriters zu verfälschen. Christopher „Kiki“ Zabel (ADICTS) spielte Bass, Bugs Tismar ist mit Percussion und Backing Vocals beteiligt, in einem Ferienhaus in Dänemark wurden die Basic Tracks eingespielt, und dann hat Thomas Götz (BEATSTEAKS) den Rest aufgenommen und getrommelt. Auch Moe Jaksch ist mit Pedal-Steel und Zither zu hören, Kristof Hahn (SWANS) steuert Lap-Steel bei, Silvie Gebhardt die Geige, Jacke Schwarz die Slide-Gitarre, Martin Gleitze Klavier, und, so erzählt Tom, „gemischt hat René Tinner, der früher das CAN-Studio betrieben hat“. Das klingt komplett anders als alles, was Tom bislang musikalisch gemacht hat, es ist stilistisch kein Punkrock, sondern ein maximal entspanntes Album mit nachdenklichen, reflektierenden Texten, auf dem der Gesang und jedes Instrument maximalen Raum bekommen. Ohne dass es Country wäre, hat es – wegen der Instrumentierung – bisweilen einen countryesken Einschlag. Musik für die Abendsonne. Die LP kommt mit einem großformatigen Textheft mit sehr schönen Schwarzweißfotografien.