FISCHER-Z

Red Skies Over Paradise

Es gibt nur wenige Alben, die ich in den letzten dreißig Jahren öfter gehört habe als „Red Skies Over Paradise“. Als ich das Album Mitte der Achtziger kaufte, stand die 1981 erschienene LP schon in der 9,99 DM-Kiste und hatte den „Fame“-Aufdruck auf dem Cover, unter dem EMI nicht mehr ganz so frische Platten zum Sonderpreis verkaufte.

„Marliese“ hatte mich auf die Band gebracht, die Hit-Single aus dem Jahre 1981, die seit damals (und bis heute) zum Rotationsmaterial vieler Radiosender gehört. Schon beim ersten Hören packte mich das Album: Die Stimme von Sänger John Watts ist bisweilen seltsam quäkig, aber intensiv und eingängig, die Musik passte in die Zeit: da war – etwa bei „Marliese“ – diese Nachdrücklichkeit und Wut des Punk, durch den Synthie-Einsatz schwang ein gewisser New Wave-Einschlag mit, etwas Reggae war auch dabei, aber im Kern passte die Band in keine Schublade.

Vor allem aber war (und ist!) „Red Skies Over Paradise“ eine jener Platten, die nur aus Hits zu bestehen scheinen. Bis heute ist jedes der 13 Stücke ein enger Vertrauter, ob nun der Opener „Berlin“ (über das isolierte West-Berlin des Kalten Krieges), „Marliese“ (in dessen Text es um fiese Fantasien eines stalkenden Fans geht), „In England“ oder das extrem düstere „Battalions of strangers“ (hätte ich jemals eine Band gegründet, das wäre der Name gewesen) von der A-Seite oder „Song and dance brigade“, „The writer“, „Bathroom scenario“ oder das dystopische „Cruise Missiles“ von der B-Seite, wobei gerade letzterer Song mit seiner Beschreibung eines Werkzeugs moderner Kriegsführung in Zeiten der Drohnenkriege nichts an seiner Aktualität eingebüßt hat.

FISCHER-Z, die vom Punk-sozialisierten Watts 1979 gegründet worden waren, hatten mit „Word Salad“ (1979) und „Going Deaf For A Living“ (1980) vor „Red Skies ...“ bereits zwei durchaus erfolgreiche Platten veröffentlicht, aber erst mit dem dritten Album gelang ihnen der Überklassiker, der sie seltsamerweise auf dem „Kontinent“, also in Ländern wie Deutschland, Belgien, Niederland und Portugal erfolgreicher machte als in ihrer Heimat.

Vielleicht hat es ja damit etwas zu tun, dass die Band über die Jahre in der „offiziellen“ britischen Musikgeschichtsschreibung eher eine Randnotiz blieb, wohingegen die Anzahl der Menschen, zu deren ewigen Lieblingsplatten „Red Skies ...“ gehört, alleine im persönlichen Umfeld schon fast zweistellig ist.

Nach diesem dritten Album löste Watts die Band schon 1981 auf, um sich seiner Solokarriere zu widmen, reformierte sie aber Mitte der Achtziger und ist seitdem immer wieder, auch mit neuen Platten, unter dem Namen FISCHER-Z aktiv.

Die Intensität der ersten drei Alben wurde freilich nie wieder erreicht.