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FIRESIDE

Bin Juice

„Unser Hauptziel war es, eine Neunziger-Jahre-Platte aufnehmen.“ Und das ist „Bin Juice“ dann auch zu 100% geworden. Zwanzig Jahre war es still um Pelle Gunnerfeldt, den die meisten wahrscheinlich als Produzenten von REFUSED, THE HIVES sowie vielen anderen wahrgenommen haben, und Kristofer Åström, der sich in der Zwischenzeit einen Namen als Singer/Songwriter gemacht hat. Jetzt sind sie also zurück mit einer kleinen Auswahl von acht Songs, die in jedem Ton, ach, jedem Beat irgendwie doch die Neunziger atmen. Das klingt stellenweise nach QUEENS OF THE STONE AGE und irgendwas Britischem. Oder haben ebenjene immer schon nach FIRESIDE geklungen? Dreißig Jahre nach ihrer Gründung und fast zwanzig Jahre nach „Get Shot“, dem letzten regulären Album, hatten die beiden Masterminds endlich wieder Zeit, um sich mit ihrer Herzensangelegenheit zu beschäftigen. Pelle schob Extraschichten im Studio und verwarf die Songs, die zu poppig für das Comeback klingen würden. Währenddessen probt die Band in einem Pub und zieht sich für die Produktion von „Bin Juice“ auf eine Insel zurück. Genug Stoff für Legenden gibt es also im Zusammenhang mit der neuen Platte von FIRESIDE, die, wie bereits erwähnt, ihre Versprechen hält. Wer (noch immer) FIRESIDE erwartet, bekommt es mit Tracks wie „Jungle knuckle“ oder „The Burlyman“ auch heiß und fettig serviert. Wobei das Album doch recht ungewöhnlich startet: „Lex Tokyo“ klingt wie eine Ansammlung von Songschnippseln aller Ideen, die in den letzten Jahren so aufgekommen sind. Kein Wunder, dass genau das der Song ist, den Gunnerfeldt auf „Bin Juice“ am meisten abfeiert. Der Rest klingt wenig experimentell aber stark solide. Und ist es nicht genau das, was wir an Rockmusik (liest sich komisch, passt hier aber am besten) doch so mögen? Den Schweden kann es nicht darum gegangen sein, sich neu zu erfinden. Stattdessen ist dieses Album eher ein Lebenszeichen einer wichtigen Band, deren Mitglieder die heutige Musiklandschaft mit geprägt haben. Dass sie es auch als Musiker draufhaben, konnten sie mit Alben wie „Get Shot“ beweisen. „Bin Juice“ fügt sich da perfekt ein. Hatte eigentlich jemand Erwartungen an FIRESIDE? Kann dieses Album wirklich bei irgendwem für Unmut sorgen? Eher sollten die acht Songs als ein Geschenk angesehen werden. Ein Geschenk an sich selbst, wenn wir das Ganze aus der Perspektive von FIRESIDE betrachten. Hier kann man den Funken spüren, der endlich wieder eine Flamme zum Lodern gebracht hat. Zusätzlich ist „Bin Juice“ ein Geschenk an uns, weil wir jetzt die Chance haben, eine „alte“ Band noch mal frisch und energiegeladen erleben dürfen. Vielleicht können wir Pelle noch einen Wunsch erfüllen und „Bin Juice“ vor allem in Gegenwart von jüngeren Menschen abfeiern. So wird der Spirit ganz einfach weitergetragen.